„Schüddel de Büx!“

Mönchguterin Ina Stöckmann gibt Liebe zu Traditionen an Jüngste weiter

Der Blick aus dem hellen Wohnzimmer im Haus von Ina Stöckmann gibt den Blick frei auf den Fliegerberg am Horizont. Von der Wand leuchtet ein auf Leinwand gezogenes Foto: lachende Kinder in Mönchguter Tracht, darunter auch Ina Stöckmanns eigene Töchter Pia und Eva. „Mein Liebslingsfoto“, schmunzelt die Ehefrau und dreifache Mutter. Sie ist stolze Mönchguterin in langer Tradition. Eltern, Großeltern, Urgroßeltern – ihre Wurzeln reichen tief in Mönchguter Erde. Seit 2008 tanzt sie in einer der ältesten Trachtentanzgruppen der Insel, leitet seit 2012 außerdem die Kindertanzgruppe dieses ältesten Tanzvereins auf der Insel. Die Mönchguter Trachtengruppe gibt es schon seit 125 Jahren auf Rügen. Bis heute hält sie die Traditionen der Halbinsel lebendig –
mit Tänzen wie „Schüddel de Büx“, dem „Hochzeitstanz“ oder dem „Dunkelschatten“.

Jeden Donnerstag trainiert Ina Stöckmann mit den Steppkes der Klassenstufen 1 bis 4 in der Grundschule Mönchgut. Dort wird übrigens nicht nur „de Büx geschüttelt“, sondern Ina erzählt den Kindern über Sitten und Bräuche, liest Mönchguter Sagen vor und bringt auch schon mal die eine oder andere regionale Leckerei mit. Apropos Mönchguter Sagen. Einst von Fritz Worm in altdeutscher Schrift und auf Plattdeutsch herausgegeben, hat die 44-Jährige diese Sagen ins Hochdeutsche übersetzt. Diese Übersetzung wird voraussichtlich 2024 erscheinen. Unter ihrer Mitarbeit ist im vergangenen Jahr außerdem noch ein Kochbuch entstanden. Darin enthalten knapp 60 traditionelle und regionale Rezepte von der Halbinsel Mönchgut. Ähnlich konzipiert ein Backbuch, das jetzt in diesem Jahr folgt. „Die Mönchguter haben uns ihre gehüteten Familienrezepte zur Verfügung gestellt“, erzählt Ina Stöckmann freudig „Wir wollten sie einfach vor dem Vergessen bewahren.“ Nach einem Aufruf erreicht sie eine Flut an Rezepten. „Ich habe sogar alte Kochbücher von 1900 bekommen, handgeschrieben, in deutscher Schreibschrift.“

Ina Stöckmann liebt es, sich in ihrer Tracht zu zeigen, die sich weit über 160 Jahre in Familienbesitz befindet. „Ich habe sie von meinen Vorfahren geerbt“, erzählt sie. Die Tracht hat sich im Laufe der Jahre kaum verändert. „Wohl deshalb, weil die Menschen auf Mönchgut weitgehend von äußeren Einflüssen verschont blieben. Jeder Haushalt hatte ein eigenes Spinnrad und fast jeder Haushalt auch einen eigenen Webstuhl“, weiß sie zu berichten. Dass die vorwiegende Farbe der Tracht schwarz ist, erklärt sie mit der Bescheidenheit der Mönchuter – „Prunksucht gab es bei uns nicht!“ – und damit, dass die Frauen in den Trachten auch Alltagsarbeiten verrichteten. Sie mussten zweckmäßig sein und wurden nur für den Kirchgang minimal verändert.

Ina Stöckmann liebte schon als Kind vor allem das Heimatmuseum in Göhren, war dort oft mit ihrer Oma. Heute arbeitet sie selbst im Museum in Middelhagen, gibt dort Wissen und Freude unter anderem in einer „Historischen Schulstunde“ weiter – an Urlauber, Schulklassen. „Sechser im Lotto“, nennt die 44-Jährige ihre Arbeit. „Am Ende schreiben alle auf einer Schiefertafel, was richtig gut ankommt. Und einer kriegt’s auch mit dem Rohrstock“, lacht sie. „Ich pick mir da immer einen raus.“

Auf Mönchgut wird Tradition groß geschrieben und gepflegt. Ina Stöckmann ist mit ihrer Liebe zur Heimat da ein gutes Beispiel. Wer sie live erleben will, sollte sich einen Besuch im Schulmuseum Middelhagen vormerken oder schauen, wann die Trachtengruppe auf Dorffesten mal wieder Büx und Röcke schüttelt.
Text: Ina Schwarz

Schulmuseum Middelhagen
Dorfstraße 23, 18586 Middelhagen
April bis Oktober: Mo – Sa 10 – 16 Uhr
Historische Schulstunden jeweils
Di. und Mi. 10.00 und 11.30 Uhr
Anmeldung unter 03 83 08 / 24 78
www.ruegen-museen.de

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