Den Wolken so nah auf Hiddensee

Radtour von Vitte über Kloster und Grieben mit einem Abstecher zum Leuchtturm

Weit und frei wird das Herz bei einer Radtour über die Ostseeinsel Hiddensee. Denn auf dem schmalen Ländchen fahren Pferdekutschen und Fahrräder statt Autos. Meeresrauschen und Möwenrufe sind die vorherrschenden Geräusche. Eine besonders schöne Tour führt von den Orten Vitte über Kloster und Grieben zum Altbessin, einem 400 Jahre jungen Nehrungshaken. Wer Lust hat, wandert zum Leuchtturm die Hügel hinauf oder zum Enddorn, nördlichste Spitze von Hiddensee.

Vitte
Die meisten Tagesgäste landen in Vitte an. Sie kommen mit Fähren der Reederei Hiddensee und Kipp von der Insel Rügen, aus Zingst oder aus Stralsund. Zwischen Schaprode und Stralsund verkehren auch Wassertaxis. Fahrräder gibt es direkt am Hafen oder im Ort in Richtung Süderende. Auf der asphaltierten Inselstraße geht es in den 1,5 Kilometer entfernten Ort Kloster.
Wer durch Vitte radelt, kommt am Homunkulus vorbei. In dem Bau aus Lärchenholz befindet sich die Figurensammlung der Seebühne Hiddensee. Hier finden auch Veranstaltungen statt. Ein paar Meter lugt die Blaue Scheune hinter dichten Büschen hervor. In dem Haus mit dem Strohhut trafen sich früher die Malerinnen des Hiddenseer Künstlerbundes. Auf der linken Seite befindet sich die letzte von einstmals vier Mühlen auf Hiddensee. Heute erholen sich hier Feriengäste.
In dem achteckigen, blau-weiß gestrichenen Haus auf der anderen Straßenseite verbrachte bis 1933 der dänische Stummfilmstar Asta Nielsen ihre Sommerferien und scharrte Künstler wie Joachim Ringelnatz um sich. Das gelb-weiß gestrichene Nachbarhaus, dessen Westseite an ein drachenartiges Flugobjekt erinnert, ist ein Exot unter den zumeist strohgedeckten Häusern auf Hiddensee. Der Bau wurde 1923 für den kaufmännischen Direktor Karl Weidermann errichtet. Auf blühenden Sommerwiesen zwischen Vitte und Kloster kreucht und fleucht es. Pferde grasen. Hasen, Füchse und Rehe lugen aus hohem Gras hervor. Vogelschwärme erheben sich und lassen sich an einer der zahlreichen Wasserstellen nieder. Pferdekutschen ziehen vorüber. Am Ortsausgang können sich Radler im Nationalparkhaus über den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und die Natur auf Hiddensee informieren. Wer den Inselweg verlässt und seinen Weg auf dem Deich fortsetzt, wird mit einem Weitblick über die Ostsee belohnt. Hinter der Düne – etwas versteckt – befindet sich das blaue Strandhaus von Ute Fritsch. Die Berliner Autorin und Verlegerin veranstaltet im Garten des alten Künstlerhauses aus dem Jahr 1929 Lesungen und Konzerte. An heißen Sommertagen können sich Radler in die kühlen Fluten stürzen oder eine Verschnaufpause im warmen, weichen Sand einlegen. Der Strand gehört zu den schönsten an der Ostseeküste.

Kloster
Die meisten kulturellen Sehenswürdigkeiten sind in Kloster zu bestaunen. In der ehemaligen Seenotrettungsstation am Ortseingang befindet sich heute das Heimatmuseum. Ein Anker auf der linken Seite weist den Weg. Hier sind neben einer Dauerausstellung, die vom Leben auf der Insel erzählt, auch eine Replik des Hiddenseer Goldschatzes zu sehen sowie ein liebevoll gestalteter Tisch mit frischen Pflanzen der Saison. Unbedingt anschauen: das Haus Seedorn im Kirchweg (Ortskern) auf der linken Seite. Hier verbrachte der berühmte Dichter und Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann (1862 – 1946) viele Sommer. Heute ist der Bau eine Pilgerstätte für Kulturinteressierte aus aller Welt. Der Kirchweg ist die Hauptstraße von Kloster. Links und rechts des kastaniengesäumten Weges befinden sich Restaurants und Cafés (unsere Empfehlung: Spritzkuchen von Bäcker Kasten), Souvenirläden (unbedingt den Fischuppen besuchen), Galerien, die Inselbuchhandlung und die Inselkirche. In dem weiß gestrichenen Gotteshaus aus dem Jahr 1332 fanden die Fischer der Insel über Jahrhunderte Trost und Hoffnung. Zu den Besonderheiten gehört das mit zarten Rosen ausgemalte Tonnengewölbe. Die prominentesten Grabstellen auf dem Friedhof gehören Gerhart Hauptmann und der Ausdruckstänzerin Gret Palucca (1902 – 1993). Weiter führt die Radtour in Richtung Grieben, dem nördlichsten der vier Orte Hiddensees.

Grieben
Etwa anderthalb Kilometer sind es von Kloster nach Grieben. Der gepflasterte Weg führt an Wiesen und Pferdekoppeln vorbei. Linker Hand erhebt sich das Hügelland. Der Leuchtturm Dornbusch thront auf dem höchsten von ihnen (auf dem 72,5 Meter hohen Bakenberg). Rechts reicht der Blick weit über die Boddenlandschaft. Still ist es in Grieben. Eine Straße führt zwischen niedrigen, strohgedeckten Häuschen hindurch. Es gibt einen kleinen Lebensmittelladen, einen Spielplatz, ein Hotel mit Restaurant.

Die Doppel-Halbinsel Bessin
Weiter geht es zum Bessin über einen Plattenweg in Richtung Enddorn, die nördlichste Spitze Hiddensees. Hinter Grieben auf den unbefestigten Pfad rechter Hand achten. Dieser führt auf den Altbessin, der zusammen mit seinem jüngeren Bruder Neubessin eine Doppel-Halbinsel bildet. Der 300 bis 400 Jahre junge Nehrungshaken darf nur zu Fuß betreten werden. Fahrräder können auf einem Fahrradparkplatz vor einem Holztor befestigt werden. Ein drei Kilometer langer Weg über Rasen und Wiesen endet an einem vier Meter hohen Beobachtungsturm. Wunderbar still ist es auch hier. Es gibt keine Motorengeräusche. In der Ferne ist das Schnattern von Enten und Gänsen zu hören. Ab und an kreuzt ein Schaf den Weg. Der mit Sträuchern bewachsene Sandhaken Neubessin gehört größtenteils zur Kernzone des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft und darf daher nicht betreten werden. Zurück zum Plattenweg. Wer möchte, kann seine Fahrt zum Enddorn fortsetzen. Der Strand ist übersät mit Feuersteinen. Nach einem Sturm können Strandläufer hier sogar Bernsteine heben, das Harz von uralten versunkenen Wäldern. Links ragt die Kante der westlichen Steilküste auf. Auf der anderen Seite, zum Bessin hingewandt, ist der Strand weit und flach.

Das Hügelland
Zurück in Richtung Kloster. Auf dem befestigten Weg rechter Hand abbiegen. Dieser führt direkt ins bewaldete Hügelland. Die Fahrräder auf dem Fahrradparkplatz abstellen und zu dem rund einen Kilometer entfernten Leuchtturm wandern. Hier hat übrigens bis 1998 das letzte Leuchtturmwärterpärchen Deutschlands gewirkt. 102 Stufen führen auf den 28 Meter hohen Turm hinauf. In Nischen stehen Stühle zum Ausruhen bereit. Bei guter Sicht reicht der Blick von oben bis zur dänischen Insel Möen oder den Kirchen Stralsunds, auf jeden Fall aber weit über die Inseln Rügen und Hiddensee. Einmal um den Turm herum und weiter geht es durch die Hügel zurück nach Grieben und Kloster und von dort aus weiter nach Vitte. Wer einen anderen Weg zurück fahren möchte, wählt den zwei Kilometer langen Deichweg auf der Boddenseite vom Hafen Kloster aus.

Die Tour
Die Strecke ist etwa 22 Kilometer lang und kann in Teilabschnitten absolviert werden. Sie führt über asphaltierte Straßen, aber auch über Wald- und Wiesenwege, die nur zu Fuß bewältigt werden dürfen. Die Ausschilderung in den Inselorten ist sehr gut. Für die Tour sollte ein ganzer Tag eingeplant werden. Schwierigkeitsgrad: mittel. Bis Grieben ist es flach. Auf und ab geht es im Hügelland im Inselnorden.

Weitere Informationen:
www.seebad-hiddensee.de
www.reederei-hiddensee.de
Mit dem Bus zur Fähre: www.vvr-bus.de

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