Gabriela Ender: „Seine Bilder haben Seele“

Rügener Fotograf Klaus Ender nach langer Krankheit verstorben

Klaus Ender war bildender Künstler der Fotografie, Aktfotograf, Autor und Aphoristiker. Im April wäre er 82 Jahre alt geworden. Am 18. März 2021 ist er nach langer Krankheit verstorben. In Thiessow fand er seine letzte Ruhe. „Rügen war seine Wahlheimat. Bereits 1962 landete er als Saisonbäcker in Thiessow. Dort machte er erste Aktaufnahmen“, erinnert sich Ehefrau Gabriela Ender, mit der er bis zu seinem Tod in Bergen zusammengelebt hat.
In der Berliner Kulturzeitschrift „Das Magazin“ veröffentlichte er als Amateur im Jahr 1965 seine Akte. Ein Jahr später begann er in Binz seine freiberufliche Tätigkeit als Bildreporter. „Eine eigene Aktausstellung blieb ihm hier verwehrt. Die gelang ihm dann 1975 in Potsdam“, weiß Gabriela Ender. Es war die erste Aktausstellung der DDR. Der Titel: „Akt & Landschaft“. Die Schau wurde ein großer Erfolg. Mit seinen ästhetischen und sensiblen Aktaufnahmen schaffte er eine kulturpolitische Wende. Der Akt war salonfähig geworden. Er widmete sich nicht nur der Aktfotografie, sondern auch der Natur- und Landschaftsfotografie.
1981 ging er nach Österreich. Ein Jahr später erhielt er dort vom Ministerium für Unterricht und Kunst in Wien die Einstufung „Bildender Künstler der Fotografie“. Es erschienen die ersten 12 eigenen Bücher und Beiträge in renommierten Fachzeitschriften. Er bot Workshops für COLORFOTO an, arbeitete für Leica, Cokin/Paris und viele weitere. Der Leica-­Konzern lobte Klaus Ender im Firmen-Bildband zu seiner 75-jährigen Geschichte und hob ihn unter die 200 weltbesten Leica-Fotografen. Mehr als 100 Fotokunstkalender, CD-Cover, Kunstkarten und Photo-CDs mit seinen Bildern kamen auf den Markt. Sein Buch „Filtertechnik – Filterkunst“ wurde zum Standardwerk der Filterfotografie.
Nach seiner Rückkehr auf die Insel Rügen im Jahr 1996 bebilderte er allein im Verlag Herder (Basel, Freiburg, Wien) über 120 Geschenkbücher mit einer deutschsprachigen Gesamtauflage von 1,5 Millionen Exemplaren. Insgesamt erschienen mehr als 150 Bücher, an 18 wirkte er auch als Autor mit.
„Eine Parkinson-Erkrankung zwang ihn, umzudenken. Diese nahm er zum Anlass, sich auf das Dichten zu konzentrieren. So schrieb er etwa 2.000 Gedichte und ebenso viele Aphorismen“, erzählt Gabriela Ender. Um völlig unabhängig zu sein, gründete er mit seiner Ehefrau zusammen einen eigenen Verlag. Das war im Jahr 2002. Im Art Photo Verlag Klaus Ender sind bisher 16 Bücher erschienen – von Gedicht- und Aphorismus-Bildbänden über Aktbücher (darunter der große Band „Meine schönsten Enthüllungen“) bis hin zu seinem persönlichen Favoriten „Nackt zwischen Dornen“, in dem er auf sein beeindruckendes Lebenswerk zurückschaut und Bilanz zieht. Darin beschreibt er das Leben eines Freiberuflers, der ohne Protektion, ohne Hochschul-Abschluss, ohne Parteibuch, ohne Lobbyisten und ohne Seilschaften auskam. „Er führte ein Leben abseits von Verbänden oder Vereinen, das erschwert wurde durch seinen Status als reiner Autodidakt“, weiß Gabriela Ender. „Gesellschaftskritisch und mit der ihm eigenen Ironie nimmt er die menschlichen Schwächen und vor allem die Politik aufs Korn. Dass er oft zum Verteidiger der Natur wurde, den respektlosen Umgang mit ihr anprangerte und Fehlentwicklungen aufzeigte, bescherte ihm viele Gegner. Trotzdem wäre er diesen Weg immer wieder gegangen“, ist sich die Bergenerin sicher. In seiner Auto­biografie „Die nackten Tatsachen“ beschreibt er Episoden aus seinem bewegten Leben.
In seinen Gedicht-Bildbänden verarbeitet er Themen des menschlichen Lebens – von der Liebe über das Glück oder das Älterwerden bis hin zur Trauer. „Für viele Menschen sind seine Bücher mit den tiefsinnigen Gedichten, treffenden Aphorismen und berührenden Bildern Freude und Lebenshilfe zugleich“, verweist Gabriela Ender auf die vielen Rückmeldungen, die sie in den zurückliegenden Jahrzehnten erreicht haben. Fotografisch blieb er kreativ, machte verschiedene Techniken wie Doppelbelichtungen, Infrarot- oder experimentelle Fotografie. 2020 traf ihn ein weiterer Schicksalsschlag. Durch einen Augeninfarkt erblindete er fast. „Er konnte nicht mehr fotografieren, nicht mehr seine Bilder ansehen oder bearbeiten, seine eigenen Bücher und seine Gedichte nicht mehr lesen“, erinnert sie sich an diese herausfordernde Zeit. „Das Sehen war nicht nur seine Stärke – es war sein Leben. Seine Parkinson-Erkrankung schritt weiter fort, so dass jeder Tag für ihn nur noch ein Kampf war. Bei derart übermächtigen Gegnern machte er kurz vor seinem 82. Geburtstag das, was er noch nie zuvor in seinem Leben getan hatte: Er hörte auf zu kämpfen“, beschreibt Gabriela Ender die letzten Monate.
Seine Bilder, Gedichte, Bücher, Kalender und vieles mehr sind für viele Menschen zum Begleiter ihres Alltags geworden – und werden dies auch bleiben. So sind gerade sechs neue Kalender von ihm erschienen, darunter auch sein Lieblingskalender „Licht & Schatten“ in Schwarz-weiß- und Infrarot-Technik, den er nunmehr das fünfte Jahr herausgibt sowie der Kalender „Die Kunst, gelassen zu bleiben“, in dem auch seine Aphorismen zu lesen sind. Auch der Panorama-Postkartenkalender ist darunter. „Wenn Bilder eine Seele haben. Seine Bilder haben Seele“, ist sich Gabriela Ender sicher.

Weitere Informationen:
www.klaus-ender.de

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