Stralsunder Künstlerin brennt für Backstein

Petra B. Feyerherd kreiert Bilder aus Baumaterial und weggeworfenen Materialien

Petra B. Feyerherds Bilder sind aufregende Landschaften. Seelenlandschaften und Traumlandschaften, wie sie die Stralsunder Künstlerin nennt. Sie wollen entdeckt werden: rostige Dosen, ausrangierte Schilder, Plakate und Stoff­fetzen. Ihre besondere Liebe ist für den Backstein entbrannt. Das Material, aus dem zahlreiche mittelalterliche Bauten in der Hansestadt bestehen. Werkelt sie in ihrem Atelier in der Marienchorstraße in Stralsund, schaut sie durch die Fenster direkt auf die Objekte ihrer Leidenschaft und Quelle ihrer Inspiration: die meterhohen Backsteinwände der Kirche St. Marien.

Bei Restaurierungsarbeiten sicherte die freischaffende Künstlerin Steine, die als Baumaterial keine Zukunft mehr gehabt hätten. Auf diese Weise möchte sie ihnen eine neue Wertigkeit geben. Die Steine zerbröselt sie und mischt sie mit Bindemittel in einer Rostwanne. Aus dem gewonnenen Farbstoff entstehen gotische Bauwerke, Häuserreihen, Segel­schiffe auf mehrfach geschichteten Blättern – nicht selten in Kombination mit den weggeworfenen Materialien.

Auf ihrem Schreibtisch stapeln sich Fotos, Farben, Pinsel, kunstvoll gebundene Bücher mit Malereien, Collagen, Gedanken und Gefühlen. Sie spiegeln ihr künstlerisches Schaffen wider – und das über Jahrzehnte. Wer in den umfangreichen Werken blättert, entdeckt Reiseerlebnisse und Visionen. „Daraus könnte man wunderbare Bücher machen“, ist ihr Mann, der Stralsunder Ingenieur Bernd Menger, überzeugt. Eins gibt es bereits.

Oftmals kombiniert die gebürtige Zechowerin (bei Rheinsberg/Mark) unterschiedliche, sorgfältig ausgewählte Papiersorten. Immer wieder sind es die Erdfarben und die Kombination mit gefundenen Materialien, die ihre Arbeiten unverwechselbar machen. „Die Bilder entstehen immer in einer Wechselwirkung von Zufall und bewusster Steuerung“, erklärt die studierte Kunsterzieherin, die ihren Beruf von 1973 bis 2005 in Greifswald und Stralsund ausübte.

Wenn Petra B. Feyerherd durch die Stadt streift, dann richtet sie ihren Blick auf Zäune, Türen, Häuserwände. „Mit den Jahren erhalten sie einen ganz eigenen unverwechselbaren Charakter“, weiß die 70-jährige. Fast 790 Jahre Stralsunder Stadtgeschichte hinterlassen ihre Spuren. Ihre kindliche Entdeckerfreude, die Neugier und die Lust am kreativen Gestalten hat sie sich ein Leben lang bewahrt. Staunend bleibt sie stehen, wenn Wind und Wetter neue Strukturen an den Wänden geschaffen haben. So wie an der Kirche St. Marien, in der sie regelmäßig ausstellt. „Die wundersame Schönheit der Vergänglichkeit“ titelte sie ihre Ausstellung im Jahr 2019 mit Fundstücken aus der Altstadt wie Abrisspapieren, Rost auf Pappe – und natürlich Backstein. Die Kostbarkeit der Farbe inspiriert sie immer wieder auf das Neue. Die mühevolle Herstellung während ihres Kunststudiums in Greifswald ermöglichte ihr den intensiven Zugang zum Material. „Das Sich-Einlassen auf die warmen Steintöne, die Sprache ihrer Seele, ebneten mir den Weg über die Poesie dieses Materials nachzudenken“, erinnert sich Petra B. Feyerherd. Bei Restaurierungsarbeiten an St. Marien und dem künstlerischen Schaffen vor Ort stellte sie fest, dass der Verfall – oftmals ein Fleck oder ein Riss – neue Räume entstehen ließ. Fundstücke sammelt sie in einem Karton in ihrem Atelier. Im Jahr 1996 ist Stralsund für sie ein Zufluchtsort geworden. „Unter dem Dach von St. Marien konnte ich nun meinen seelischen Befindlichkeiten Raum geben“, ist sie glücklich. Der Einklang mit der Natur auf der Altstadtinsel gibt ihr Kraft. Eigene Arbeiten werden Zufluchtsorte. „Das abstrakte Seelenbild kombiniert sich zugleich mit den Bildern aus der Wirklichkeit“, erklärt Petra B. Feyerherd. Farben und Materialien haben für sie eine Bedeutung von Himmel, Wasser, Nacht, aber auch von Angst, Aggressivität und Alptraum. Nie gehen ihr die Ideen aus – und schon gar nicht das Material. Und wenn ein Teebeutel, der kombiniert mit dem Backstein-Farbstoff, auf dem Papier als Grundlage für ein Kirchturmfenster dient.

Kontakt: petra.feyerherd@bmenger.de

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