„Endlich wieder miteinander schnacken!“

Regionale Produzenten freuen sich auf den Saisonstart auf dem Rügen-Markt in Thiessow

Die kostbarsten Dinge sind unbezahlbar: ein Bad in der Ostsee, ein Strandspaziergang, auf Bäume klettern, am Lagerfeuer sitzen, eine Umarmung, einen Seeigel finden, in der Sonne liegen, im Café eine Postkarte an die Eltern schreiben, mit der Freundin auf einer Liege im Park Putbus telefonieren, von der Kreideküste auf das Wasser schauen, Rehe in der Granitz beobachten, eine Wanderung durch die Zickerschen Berge, mit dem Boot rund Rügen segeln und den Sonnenuntergang auf der Baumhausterrasse auf Ummanz genießen. Wer auf der Insel Urlaub macht, kann diese einzigartigen Momente erleben. Wer das Urlaubsgefühl gerne mit nach Hause nehmen und dazu noch Rügener Originale kennenlernen möchte, dem sei ein Besuch des Rügen-Marktes in Thiessow empfohlen. Dienstags und donnerstags kommen direkt am Hafen Produzenten aus der Region – und einige wenige aus anderen Bundesländern – zusammen und präsentieren ihre Erzeugnisse.

In diesem Jahr freuen sie sich ganz besonders auf den Start in die Saison, denn coronabedingt mussten sie etwas länger pausieren. „Es darf wieder losgehen“, ist Antje Hübner vom Label Fischereidesign aus Stralsund voller Vorfreude: „Wir haben den Winter zwar kreativ genutzt und neue Werkstücke hergestellt, doch wir sehnen uns schon sehr nach den Besuchern und den Austausch mit den Kollegen.“ Aus Tampen, Festmachern und Netzen fertigt die Fischerstochter kleine Kunstwerke: Schlüsselanhänger, Bilder, Schalen. „Die Kunden schätzen vor allen Dingen die Nähe zu den Herstellern. Sie möchten die Menschen hinter den Produkten kennenlernen, ihre Geschichten erfahren“, weiß Antje Hübner. Seit einem Jahr ist sie dabei: „Wir sind eine schöne Gemeinde. Die Vielfalt an Produkten ist überzeugend. Dazu kommt die sehr gute Organisation“, fühlt sich die Unternehmerin auf dem Markt im Südosten der Insel sehr gut aufgehoben. Die liegt in den Händen von Urte und Frauke Kasüske, die die Leitung vor zwei Jahren von ihrem Vater übernahmen und das Steuer seit dem fest in der Hand halten. Der Selliner Gastronom Freddi Richter erinnert sich noch gut an Vater Jürgen. „Der hatte den Laden im Griff. Wenn er kam, standen alle stramm“, erzählt der Betreiber des Gasthofes Minerva mit einem Augenzwinkern. „Doch die Töchter führen das Erbe sehr gut weiter und machen ihre Sache prima“, ist er zufrieden. Für ihn ist der Rügen-Markt der beste Markt, den es in der Region gibt. Er schätzt nicht nur die gute Organisation, sondern auch die Kontinuität. Und: „Jedes Produkt gibt es nur einmal.“ Auch in diesem Jahr ist er wieder mit seinem Puffermobil mit von der Partie. Im Angebot hat er selbstgemachte Kartoffelpuffer in verschiedenen Variationen.

„Wir haben immer einen besonders bunten und vielfältigen Markt machen wollen. Seit 2018 legen wir allerdings den Fokus für den Rügen-Markt zunehmend auf das kulinarische Angebot. Für die Kunsthandwerker bauen wir parallel die Strandwerker-Meile ,Rügen kreativ‘ in Lietzow auf“, erzählt Mitveranstalterin Frauke Kasüske. „Der Rügen-Markt versteht sich als saisonaler, regionaler Wochenmarkt mit Kunsthandwerkeranteil. Man kann hier vorrangig qualitativ hochwertige, handgemachte Erzeugnisse von Produzenten aus der Region kaufen. Daher können wir bereits jetzt starten, während die ,Rügen kreativ‘ als Spezialmarkt frühestens im Juli wieder öffnen darf“, erklärt sie das Konzept.
„Wir sind sehr froh, dass es wieder losgeht. Es ist nach langem unser erster und einziger Markt, an dem wir teilnehmen. Denn die Produktion unserer originellen Schmuckstücke aus Uhrwerken alleine macht auch nicht glücklich. Wir brauchen den Kontakt zu unseren Kunden“, freut sich Manja Schönemann aus Garz auf eine spannende Zeit auf dem Rügen-Markt. Zusammen mit ihrer Partnerin präsentiert sie unter anderem Medaillons, Anhänger, Ringe, Manschetten-Knöpfe – aus Zahnrädern, Ziffernblätter, Zeiger. In diesem Jahr gibt es die handgefertigten Kreationen auch bedruckt auf T-Shirts.
„Endlich wieder miteinander schnacken.“ Der Stönkvitzer Öko-Landwirt René Thom kann es kaum erwarten, Obst und Gemüse, Eier, Säfte, Honig, Aufstriche und Schokolade auszupacken. „Die Pause hat lange genug gedauert“, ist er überzeugt. René Thom gehört zu den langjährigsten Teilnehmern. Unweit der B96 bewirtschaftet er zusammen mit seiner Frau Ilona einen 20 Hektar großen Hof. Auf den Ackerflächen bauen sie vor allem Getreide, aber auch Kartoffeln, Gemüse und Kräuter an. Neben eigenen Produkten bieten sie an ihrem Stand auch gesunde Lebensmittel nach den strengen Richtlinien des Ökologischen Landbaus von anderen Anbietern an. „Besucher dürfen sich auf eine regionale Vielfalt und nette Leute freuen“, sagt René Thom.
„Wir haben sehnsüchtig auf den Start gewartet“, freut sich Maud Baumgarten von der gleichnamigen Mönchguter Imkerei. „Endlich sehen wir unsere lieben Kollegen wieder“, ist sie froh. Zusammen mit ihrem Mann Marco bietet sie Honigprodukte an. Neu in diesem Jahr ist eine Grillsoße mit Honig.

Das Angebot auf dem Rügen-Markt in Thiessow ist vielfältig. Sie reicht vom Ostseekaffee vom Kap Arkona über Molkereiprodukte aus Poseritz bis hin zu Keksen für Pferde und Hunde, hergestellt von Manuela und Michael Verhage aus Lüssow-Langendorf. Direkt vor Ort können Besucher Omas Quarkbällchen vernaschen, „heiße Stullen“ vom Treppenbäcker Ehrke aus Sellin, Bisongulasch vom Wildgut Warksow aus Gustow sowie Backfisch und Kartoffelecken vom Pier Vier aus Lauterbach. „Über die Mittagszeit herrscht oft viel Trubel. Wer es ruhiger mag, kommt direkt morgens oder am frühen Nachmittag“, wissen Urte und Frauke Kasüske, die gleichzeitig darauf hinweisen, dass der Markt auch für Menschen mit Gehbehinderungen und Kinderwagen sehr gut erreichbar ist. Geöffnet ist er von 9 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei. Lediglich für den Parkplatz sind zwei Euro zu zahlen.

Weitere Informationen:
www.ruegen-markt.de

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