Insel Öhe
1. Februar 2020Insel mit Tradition – und Zukunft
Vom Bollwerk Schaprode zum Ufer der Insel Öhe sind es nur 33 Meter. Doch auch wenn man meint, mal eben hinüberschwimmen zu können – die Insel ist in Privatbesitz. Rinder und Schafe weiden dort und mit etwas Glück, kann man ihr Fleisch in Schilling’s Gasthaus am Hafen verspeisen. Die kleine Insel hatte sich über Jahrhunderte im Besitz der Familie von der Oehe befunden, doch 1876 wurde sie von Lauretta und Johanna Schilling übernommen, die mit dem letzten von der Oehe verwandt waren. Wie der Historiker Wolfgang Rudolph in seinem Buch „Die Insel Rügen“ beschreibt, gab es schon vier Jahre nachdem sie ihren Betrieb eröffnet hatten, Ärger unter den Inselnachbarn. Der Autor vermutet, dass der Gutsherr von Streu sich die Insel einverleiben wollte und die beiden „alten Jungfern“ als Konkurrentinnen nicht ernst nahm. Nachdem die Schaproder die Seilfähre gekappt hatten, die nötig war, um auf die kleine Nachbarinsel zu gelangen, entwickelte sich ein dreißigjähriger Privatkrieg zwischen dem Dorf und der Insel. Immer wieder soll Lauretta in dieser Zeit sogar verhaftet worden sein. Unterdessen verfiel der Hof immer mehr. Als die überlebende Johanna schließlich noch Wahnvorstellungen verfiel, verließ sie die Insel und ein neuer Pächter sorgte für Ordnung. Erst als sich Matthias Schilling, der in Schleswig-Holstein aufgewachsen war, und seine Frau Nicoll entschieden, den Landwirtschaftsbetrieb auf der „Öhe“ wiederaufzubauen, kehrte das Leben auf die Insel zurück. Beide züchten Rinder und Schafe auf den Salzwiesen und nutzen für ihre natürliche und nachhaltige Bio-Landwirtschaft die Abgeschiedenheit der Insel, die mitten im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft liegt. Sie betreiben nicht nur Schilling’s Gasthaus in Schaprode, sondern haben auch das Unternehmen Hiddenseer Kutterfisch aufgebaut, dass die regionale Vermarktung organisiert und damit die Fischer unterstützt. Der Hofladen am Gasthaus in Schaprode bietet frisches Brot, Brötchen und Kuchen, Käse aus der Region und viele regionale Lebensmittel und die Konserven von Hiddenseer Kutterfisch, die übrigens auch bei Manufactum verkauft werden. Auch auf Hiddensee gibt es mittlerweile gastronomische Standbeine – damit ist das Unternehmen beispielhaft für Geschäfte, die mit Rücksicht auf die regionale Tradition erfolgreich sein können.