Johannes Brahms auf Rügen

„An den Wissower Klinken ist eine schöne Symphonie hängengeblieben“

Über acht Wochen hatte Johannes Brahms sich im Sommer 1876 von der Rügenschen Landschaft inspirieren lassen und am Finale seiner ersten Sinfonie gearbeitet, ehe er in seine Heimatstadt Hamburg fuhr. Allerdings erstreckt sich die Entstehungszeit dieser Sinfonie über einen Zeitraum von 14 Jahren, die geprägt waren von Selbstzweifeln, ob nach Beethovens 9. Sinfonie überhaupt noch Sinfonien komponiert werden könnten. Brahms empfand Beethovens musikalisches Schaffen als übermächtig und erdrückend. Zum Dirigenten Hermann Levi (1839 –1900) meinte er einmal: „Ich werde nie eine Symphonie komponieren! Du hast keinen Begriff davon, wie es unsereinem zumute ist, wenn er immer so einen Riesen hinter sich marschieren hört.“

Als sich Brahms der Idee einer Sinfonie näherte, tobte unter den Experten der Streit, ob nicht mit Beethoven der Gipfel der Sinfonie erreicht worden war und es einer neuen Musikform bedarf. Im 19. Jahrhundert bildeten sich zwei „Denkschulen“ heraus: zum einen die Anhänger von Schumann und Brahms, die nach wie vor an die „absolute“ Musik glaubten und am traditionellen Sinfonieschema festhielten, und zum anderen die so genannte „Neudeutsche Schule“, die Anhänger von Wagner (1813 –1883) und Liszt (1811 –1886), die den Begriff „Sinfonische Dichtung“ prägten. Im Gegensatz zur „Programmlosen Sinfonie“ versuchte die „Sinfonische Dichtung“ außermusikalische Inhalte – z. B. Sagengestalten oder Landschaften, Gemälde sowie literarische Vorlagen – mit den Mitteln der Orchestermusik zu beschreiben. Entwürfe für Brahms‘ erste Sinfonie reichen bis in das Jahr 1854 zurück. Aus der Orchestrierung einer Sonate für zwei Klaviere wurde jedoch sein erstes Klavierkonzert. Der nächste nachweisbare Versuch stammt aus dem Jahr 1858. Diesmal entstand statt einer Sinfonie die Serenade op. 11. Das „Sinfonieproblem“ wurde für Johannes Brahms zum Trauma.

Erst um 1874 holte er sein Projekt wieder hervor. Der Musikwissenschaftler Johannes Forner betonte, das die einzigartige Atmosphäre der Kreidefelsen und des tosenden Meeres auf Rügen ihn zur Vollendung der Sinfonie inspirierte: „Die aufgewühlte See und die geplagte Seele aber werden befriedet vom hereinbrechenden Lichtstrahl des Hornsignals. (…) Hier oben, am Steilufer von Sassnitz, ist es Brahms gelungen, seine ureigenste Finallösung der Sinfonie zu finden.“

Buch “Beziehungszauber –
Clara Schumann und Johannes Brahms auf Rügen”
von Reinhard Piechocki

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