- In Werkstatt und Galerie können Interessierte Entdeckungen machen
- Peter Schülers Skulpturen greifen Gedanken auf und suchen dazu künstlerische Entsprechungen in Holz, Stahl und Farbe | Foto: Matthes Trettin
- Peter Schüler und Anik Jagiella-Schüler leben seit 2021 in Mursewiek
- Anik Jagiella-Schülers Objekte erinnern an Pflanzenformen
Holz, Stahl und Keramik
1. September 2025Werkstatt und Galerie in Mursewiek bietet auch Kurse an
Unterwegs zur Insel Ummanz öffnet sich das weite flache Land Westrügens, doch in einer Rechtskurve, verführt ein typisches Rohrdachhaus mit Werkstatt und vielen bunten Kunstgegenständen zum Anhalten. Seit 2021 sind Peter Schüler und seine Frau Anik Jagiella hier zuhause. Während das historische Haus noch darauf wartet, winterfest zu werden, sind Garten und Werkstatt schon jetzt ein inspirierender Ort für Kunstinteressierte. Die Werkstatt ist vor allem Anik Jagiella-Schülers Reich. Hier sammelt sie Fundstücke aus der Natur, die sie zu ihren dekorativen Objekten aus Keramik inspirieren, hier gibt sie auf Anfrage Kurse, in denen auch andere, eigene Objekte aus Keramik herstellen können.
Neben Gebrauchskeramik, Märchenfiguren und Porträtköpfen, entstehen in ihrer Werkstatt aber auch dekorative Objekte aus marmoriertem Ton, der an gemasertes Holz erinnert und in denen Anik sich von pflanzlichen Formen inspirieren lässt. Diese werden teilweise spielerisch mit Fundstücken, wie Muscheln verziert. Sie bekommen Griffe aus Stangenknöterich oder im Prozess entstehende Teilstücke werden kunstvoll mit Kupferdraht verbunden. Die Stücke, die auch bei Sammlern begehrt sind, entstehen in einer Aufbau- und Überformtechnik und sind unglasiert. Darum erinnern sie manchmal nicht nur an ein Bananenblatt, sondern sind auch fast so leicht wie diese.
Als Peter Schüler in Mursewiek ankam, wusste er schon, dass er vor allem als freier Künstler arbeiten wollte. Zuvor war er im Anlagenbau tätig, war Schweißer und hat als Rohrleitungsbauer erkannt, welch kreatives Potential in dem eher als „dreckig“ wahrgenommen Stahl steckt. Schon vorher hatte er sich zur Fachkraft für soziale Arbeit ausbilden lassen – und durch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wurde ihm klar, dass kreatives Schaffen eine Möglichkeit darstellt, sich ohne Worte auszudrücken.
Wie ein bestimmter „Blickwinkel“ allein durch die reduzierte Form einer Holzskulptur dargestellt werden kann, zeigen die Skulpturen dieser Werkgruppe. Aus massiver Eiche gesägt und teilweise verkohlt, werden dabei Überblick, Durchblick und Aufblick unmittelbar sinnfällig. Mit humorvoller Distanz zum eigenen Schaffen nennt er seine Skulpturen „Krumme Dinger“ – und zeigt darin auch einen subversiven Ansatz. Politische Themen interessieren ihn bei seiner Arbeit, doch er sucht dabei stets eine Umsetzung, die auch über die Tagespolitik hinaus aussagekräftig ist. Öffentliche Auftritte von Egon Krenz veranlassten Peter Schüler dazu, seine alten Stephan Krawczyk Platten aus dem Schrank zu holen und die Skulptur „Wendehals“ zu bauen.
In seinen Skulpturen verbindet Schüler oft Holz und Stahl, denkt auch die Sockellösungen im Gesamtwerk mit und eine Reise nach Mallorca hat ihn angeregt nun verstärkt auch Farbe einzusetzen. Wie sein spanischer Kollege Martin Mas sucht er „Einfachheit, Klarheit und Direktheit“ in seiner Kunst. Peter Schüler ist immer auf der Suche nach neuen Ausdrucksmitteln und so hat er jetzt die Kerbtechnik in Stahl entdeckt. Damit öffnet er die kühle Oberfläche des Werkstoffes und gibt ihm einen schillernden fast luxuriösen Charakter, der dennoch durch eine Art „Verletzung“ entsteht.
Noch bis Ende September sind die Skulpturen von Peter Schüler und die dekorativen Schalenobjekte von Anik Jagiella-Schüler in der Kutterschnute in Wasse auf Ummanz zu sehen. Die Gaststätte am Focker Strom ist Deinstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Weitere Informationen
skulptur-peter-schüler.de