Verräterhaus & Königs-Statue

Groß Stresow: Kleines Dorf mit faszinierender Geschichte

Groß Stresow ist ein Ortsteil der Stadt Putbus und eine Perle der Region. Das kleine Dorf hat eine faszinierende Geschichte, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Der Knüppeldamm zum Dorfkern – eine wunderbare Allee beginnt am Ortseingangsstein – führt wie in eine
andere Welt. Ob mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß, auf dem Hügel müssen Gäste das erste Mal verweilen und dem Blick die Weite gönnen: Die Aussicht auf das Mönchgut und den weiten Greifswalder Bodden ist wunderschön. Weiter unten liegt dann das Dorf Groß Stresow mit liebevoll sanierten Häusern, Gras- und Tierweiden zwischen den Gärten, mit Lämmchen, Ziegen, Pferden und Hühnern. Ein Radweg durch Groß Stresow führt teilweise direkt am Greifswalder Bodden entlang.
Doch auch jede Menge Geschichte ist hier zu Hause, bewahrt durch viel Eigeninitiative von Menschen, die hier leben. Groß, stolz und oft unerwartet für zufällige Besucher erhebt sich mitten im Dorf eine Skulptur von Friedrich Wilhelm I., König von Preußen.
In Feldherrenpose krönte die bis 1991 eine toskanische Säule auf hohem quadratischem Postament am Dorfrand von Groß Stresow – eine unübersehbare Landmarke, seeseitig von weit her sichtbar, landseitig immer ein Blickpunkt aus Richtung der Bäderstraße.
1991 erfolgten der Abbau und die Überführung der 15 Meter hohen „Stresower Preußensäule“ nach Berlin – 2005 der Rücktransport nach Rügen. Bei den Hin- und Rück-Verladearbeiten wurden Hutkrempe, Zopf, Nase und Arm der Statue zerbrochen. Lange Zeit lagerten die Teile irgendwo. Erst 2014 wurde eine Dresdner Firma mit Restaurierungsarbeiten beauftragt. Aus Sandstein neu hergestellte Teile sind heute deutlich zu erkennen. Aus statischen Gründen bekam das Original übrigens auch einen neuen Platz und steht heute neben dem sogenannten „Verräterhaus“ – ein schmuckes Fachwerkhaus, in dem die Groß Stresower gern zusammenkommen und schon so manches Fest gefeiert haben. Außerdem bewahrt es als kleines Museum einen wichtigen Teil der Dorfgeschichte.

Warum „Verräterhaus“? Das „Verräterhaus“ erinnert an die Schlacht zwischen Preußen, Dänemark und Schweden bei Groß Stresow. Bei der Seeanlandung der vereinigten Streitkräfte der Preußen und Dänen soll im Jahre 1715 der Überlieferung nach ein Johan Meußling – ein Groß Stresower – mit einem weißen Bettlaken auf seinem
Haus, welches in leichter Hanglage stand, der Flotte unter Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. den Weg durch den Rügischen Bodden und an Land gewiesen haben. So half er den Preußen, die Schweden zu besiegen. Demnach bekam das Haus des Stresowers den Beinamen „Verräterhaus“. Das Original-Verräterhaus wurde schon vor über 30 Jahren abgerissen. Und so beschlossen die Stresower, ein neues „Verräterhaus“ zu bauen. Die Grundsteinlegung erfolgte im November 2012. Viele erinnern sich noch lebhaft an die einjährige Bau-Zeit, in die viel Herzblut, Zeit, Energie und Handarbeit floss. Es wurde gemauert, gespachtelt, Fachwerk installiert und Rohr aufs Dach verlegt, so dass die Einweihung des rügentypischen Schmuckstückes am 6. Dezember 2013 gebührend gefeiert wurde. Heute dient es als Dorfgemeinschaftshaus und kann für Feierlichkeiten gemietet werden.

Historischer Hintergund
Im Rahmen des Großen Nordischen Krieges (1700 bis 1721) landete der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I., verbündet mit dem dänischen König Friedrich IV., am 15. November 1715 mit seinen Truppen ( etwa 20.000 bis 24.000 Mann) unter Führung des „Alten Dessauers“ bei Groß Stresow. Hier vertrieb er die Schweden, die unter der Führung ihres Königs Karl XII. standen, von der Insel Rügen über den Strelasund nach Stralsund. Karl XII., der persönlich die Verteidigung von Stralsund übernommen hatte, lässt sich seinerzeit mit einem Boot nach Rügen bringen und übernimmt dort das Kommando über die rund 4.500 Mann starke schwedische Garnison, die vor allem aus Reitern besteht. Ohne Aufklärung über Stärke und Position des Gegners greift er am Morgen des 16. die Verbündeten an. Seine Kavallerie wird von den Feldbefestigungen gestoppt. Ein Gegenangriff Leopolds vernichtet das schwedische Heer, mit Mühe kann Karl sich retten. Am 24. Dezember kapituliert Stralsund und wird dänisch. Im Frieden von Stockholm 1720, der den Großen Nordischen Krieg beendet, erhält Preußen die Odermündung mit Stettin von Schweden, das Stralsund indes (bis 1815) behalten kann.

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