Frischer geht’s nicht!

Molkerei „Rügener Inselfrische“ betreibt zweites Café in der Orangerie Putbus

Wer Poseritz sagt, hat zugleich Landluft in der Nase, frische Leckereien im Hinterkopf und verknüpft diesen Ort im Süden der Insel gern mit einer kleinen Auszeit. Hier, abseits touristischer Pfade, zieht es Einheimische und Gäste immer wieder in ein blaues Schwedenhaus. Es beherbergt das Café „Rügener Inselfrische“ mit hellem Wintergarten, herrlicher Terrasse und traumhaften Torten. Ein Kleinod. Umgeben von einem Hektar Land, das unter weiblicher Regie urban gemacht wurde. Liebevoll gepflegt, treiben im Frühjahr und Sommer zahlreiche Bäume, Sträucher, Blüten und Kräuter in Hülle und Fülle ihre Pracht aus. Teil des Refugiums von Sylva Rahm-Präger und Tochter Caroline Rahm. Mit
Power und Herzblut betreibt das Mutter-Tochter-Duo hier nicht nur Hofladen und Café, sondern gemeinsam auch eine der kleinsten Molkereien des Landes, durch deren riesige Fenster die Gäste schauen können. Bis zu 500.000 Liter Milch fließen hier pro Jahr über meter­hohe Tanks durch Rohre an verschiedene Stationen, wie zum Beispiel in eine riesige Quarkwanne.

Unter dem Label „Rügener Inselfrische“ werden in Poseritz bereits seit 1998 Produkte hergestellt, die sich längst einen Ruf über die Inselgrenzen hinaus erarbeitet haben: Milchprodukte wie Naturjogurt, Naturquark und die veredelten Produkte daraus – wie Desserts, leckere Fruchtaufstriche und die beliebten Frischkäsebällchen mit Paprika oder Bärlauch. Marketing-Chefin
Caroline Rahm ist sich übrigens sicher, dass sie auch mit verbundenen Augen die Milch aus eigener Produk­tion im Vergleich zum Supermarkt-Tetrapack schmecken würde. „Die Kühe, die uns die Milch liefern, stehen hier quasi nebenan auf Rügener Weiden“, erzählt die 40-Jährige. „Frischer geht es nicht. Unsere Milch wird auch nicht homogenisiert und rahmt wieder auf. Das
alles schmeckt man.“

Saisonal stellt die Molkerei außerdem aus Wildfrüchten Fruchtaufstriche her. So werden beispielsweise etliche Tonnen Sanddorn im Jahr verarbeitet. Vieles läuft per Handarbeit. Beliefert werden anschließend kleinere Läden, Kliniken, Gaststätten, Hotels und Supermärkte auf der Insel und auf dem Festland Stralsund. Die Nachfrage ist ungebremst.

Schonende Verarbeitung, Erhaltung der Inhaltsstoffe, ausreichend Zeit für Reifeprozesse und lebende Kulturen sind Grundpfeiler der Firmenphilosophie in der Molkerei. Keine Kompromisse bei der Qualität, lautet das Motto. Der Betrieb hat eine Bio-Zertifizierung und beschäftigt aktuell 19 Mitarbeiterinnen.

Caroline Rahm war etwa 10 Jahre als ihre Mutter sich entschließt, Berlin den Rücken zu kehren und nach Rügen zurückzukehren. Sie hatte Sehnsucht nach dem Meer. In Riesa geboren, verbringt Sylva Rahm-Präger ihre Kindheit an der Ostsee, wo ihre Großeltern als Leuchtturmwärter auf der Greifswalder Oie arbeiten. In Sassnitz und Binz geht sie zur Schule, lernt bei ihrer Berufsausbildung mit Abitur unter anderem das Melken und entschließt sich zu einem Agrar-Ingenieurstudium an der Humboldt-Uni in Berlin. Sie promoviert und arbeitet als Wissenschaftlerin später in der Genforschung. All das lässt sie Ende der 90er-Jahre hinter sich. Zurück auf der Insel baut sie mit Unterstützung eines erfahrenen Molkereimeisters einen ehemaligen Schweinestall zur Molkerei um.

„Ich hab das ja alles miterlebt“, erzählt Caroline Rahm. „Das ist schon einfach großartig, was meine Mutter hier geschaffen hat“, blickt sie zurück. Heute führt sie das Unternehmen gleichberechtigt an der Seite ihrer Mutter. Auch sie hat Agrarwissenschaften studiert. Beide Frauen setzen im Unternehmen auf Team-Geist. Fast täglich wird mit den Mitarbeiterinnen zusammen gefrühstückt, werden Herausforderungen besprochen, auch persönliche Gedanken geteilt. Das schweißt zusammen.

Im ehemaligen Torhaus der Orangerie in Putbus eröffneten Mutter und Tochter im letzten Jahr ihr zweites Café. Zwar gab es die eine oder andere Diskussion zu Farben und Ausstattung unter den beiden „Milchmädchen“ schon, doch genau dadurch wird alles noch besser, noch gemütlicher, noch einladender. Die Zusammenarbeit klappt super. „Wir ergänzen uns, jeder hat seine Bereiche und Stärken“, erklären Mutter und Tochter.

Sylva Rahm-Präger ist nicht nur Wirtschaftsbotschafterin des Landes, sondern seit Oktober 2021 auch Mitglied im Landtag Mecklenburg-Vorpommern – dort Vorsitzende im Agrarausschuss. Rügen liegt ihr am Herzen. Die Gründerkultur zu erneuern und Gedanken der Nachhaltigkeit zu fördern, sind ihr wichtige Anliegen, die sie seit vielen Jahren auch in die Vorstandsarbeit des Rügen Produkte Vereins einbringt.

Mehr zum Unternehmen „Rügener Inselfrische“ und seine Produkte:
www.ruegener-inselfrische.de

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