Spritziges Badevergnügen seit 50 Jahren

Biologe Georg Jeske begrüßt das neue Jahr traditionell mit Eisbaden

Georg Jeske grinste am 1. Januar 2021 breiter als sonst. Der Rügener Naturbursche mit dem Rauschebart und dem spitzbübischen Lächeln hat sich zum Jahresanfang zum 50. Mal in Folge in die kalten Fluten gestürzt. In diesem Jahr hat er das Anbaden in der Ostsee vor Baabe – Höhe Fischerstrand – zelebriert – mit einer goldenen Wimpelkette, goldenen Luftballons und einem goldummantelten Stuhl. Fröhlich tummelte er sich im 4 Grad kalten Wasser – im rot-weiß-­ gestreiften Shirt, blauer Badehose, Sonnenbrille und buntem Stoffhut. Dabei stürzte er sich immer wieder in die sachte rauschenden Wellen, damit das Wasser besonders spritzte, warf einen bunten Wasserball in die zwei Grad kalte Luft oder läutete mit einer Glocke. Spaziergänger beobachteten überrascht das muntere Treiben, blieben stehen, applaudierten, fotografierten. Einige hundert Meter weiter sprangen ebenso mutige Eis- und Winterbader in die Ostsee. Doch niemand blieb so lange wie Georg Jeske im Wasser. Wieder an Land vollführte er freudig einen Handstand auf seinem Stuhl, legte anschließend die tropfende Badebekleidung ab und hüllte sich in warme Sachen. Seine Kopfbedeckung und die Sonnenbrille behielt er am Körper. Schwägerin Elke Neugebauer aus Frankenthal bei Samtens reichte Pfann­kuchen. Tochter Pineapple fotografierte.
Georg strahlte: „50 Jahre Eisbaden stark und froh. Badejung‘ nur weiter so!“ Traditionell beginnt der Rüganer das Jahr mit einem Bad im Karow-See tief in der Landschaft. Doch an eis­freien Tagen zieht er Baabe vor. „Die Sonne erschien in schon gewohnter Manier – pünktlich zur Wiedererwärmung nach dem Bade. Und zur weiteren Erwärmung konnte ich ihr die Füße dann auch noch ganz entgegen strecken. So kann es also weitergehen – ohne oder auch mit Frost. Noch ist ja nicht aller Tage Abend“, schrieb Georg Jeske nach seiner Spritztour vergnügt an seine Freunde und Bekannten. Sein kältestes Bad nahm er im Februar 1986 bei -15 Grad Celsius, die stärkste Eisdecke mit 26,5 Zentimetern durchbrach er im Jahr 2011. Auch den schneereichen Winter 78/79 ließ er nicht aus.
Georg Jeske ist ein Mann mit sehr vielen Begabungen und Neigungen, doch nie besserwisserisch oder um Aufmerksamkeit ringend. Zurückhaltend schmunzelt der gebürtige Rüganer, wenn er ein schönes Motiv mit seiner Kamera einfängt. Als Biologe freut er sich, wenn er mitten in der Natur ist und sein Wissen teilen kann. Als ehemaliger Vorsitzender des Fördervereins Museum Rambin organisiert er Gespräche am Backofen und erläutert alte Handwerkstechniken. Als Friedhofsmitarbeiter und Totengräber kümmert er sich um die Grabpflege, bereitet Trauerfeiern vor und trägt still und andächtig die Asche zu Grabe. Laut wird er unter anderem, wenn es um das Baugeschehen auf der Insel und den Neubau von Schnellstraßen und Feriensiedlungen geht. Kritisch hinterfragt er aktuelle Projekte. Er selbst wohnt auf einem Dreiseitenhof in Götemitz bei Rambin. Mit einem Augenzwinkern erzählt er, dass er durch die Gebietsreform von Rothenkirchen nach Götemitz gezogen ist, ohne sein Haus zu verlassen. Seine beiden Töchter hat es von der Insel fortgezogen. Debora lehrte Psychologie an der Universität von Edinburgh, Tochter Anna – ihren Spitznamen Pineapple hat sie sogar als zweiten Vornamen eintragen lassen – studierte Deutsch als Fremdsprache, Anglistik und Russistik.

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