Vom slawischen Gora zur Stadt Bergen

Die wechselvolle Geschichte der Inselhauptstadt

Bergen besitzt ein stolzes Stadtwappen, das 1613 erstmals dargestellt wurde. Es zeigt drei grüne Hügel, die für die christliche Trinität stehen. Dahinter ragt ein geschlossener Turm in die Höhe – als Symbol der Selbstbestimmung. Auf den Zinnen steht der zweischwänzige, bewährte und gekrönte Löwe für die Hoheit und Wehrhaftigkeit. In slawischen Zeiten wurde der Marktflecken GORA genannt. Auf dem noch unbewaldeten Rugard gab es zum Schutz der Menschen eine Fluchtburg, wenn Feinde nahten. Die rügenschen Fürsten, die sich auch Könige nannten, hielten hier zeitweilig Hof. Nach Osten, Süden und Westen ist das Land teilweise schroff bis mäßig abfallend. So bietet Bergen schon aus der Ferne einen erhabenen Anblick.
Diese ungewöhnlich prägnante Landschaftsgestaltung, vor etwa 10.000 Jahren entstanden, verdanken wir der letzten jüngsten Eiszeit. Die höchste Erhebung Rugard (90 Meter über dem Meeresspiegel), damals noch unbewaldet, malte Karl Friedrich Schinkel 1821. Ein beeindruckendes Panoramagemälde entstand. In der Nähe der Burg siedelten sich bereits in spätslawischer Zeit erste Handwerker und Krämer an. Schon vor 1200 befand sich am prägnanten Punkt (heute Markt 1) ein fürstlicher Krug „ taberna in Gora“. Gora, aus dem slawischen Sprachgebrauch kommend, bedeutet Berg. Eine urkundliche Erwähnung datiert von 1232. 1250 sprach man bereits von diesem besiedelten Plateau, vom forum prinzipale, das die Bedeutung hervorhob. Der Sachsenkönig Heinrich der Löwe, wie auch der Dänenkönig Waldemar I. wollten sich die rügenschen Ranen untertan machen und in die christliche Kultur integrieren. Für den Dänenkönig Waldemar I. war die Eroberung des slawischen rügenschen Fürstenreichs 1168 eine politische Notwendigkeit um beispielsweise die Kriegs- und Beutefahrten der rügenschen Ranen zu unterbinden und sie zu christianisieren. Er kam Heinrich dem Löwen zuvor und das rügensche Fürstentum gelangte unter dänische Hoheit und Jaromar I. wurde der erste christliche Fürst. Der Standort des Burgwalls konnte für christlich fürstliches Residieren als nicht mehr sonderlich geeignet angesehen werden und so begann Jaromar an heutiger Stelle mit dem Bau einer Pfalz mit Kirche. Jaromar I. residierte ungebunden, hielt sich aber treu an die Vorgaben des dänischen Königs. Nachfolgend einige historische Namen für Bergen: 1242 Monte in Rvjua, 1278 erstmals Erwähnung als Berghe, 1283 Montibus, 1291 ecclesie montis, 1297 Berchten, 1310 monte Ruya, 1314 villa montis und erstmals finden wir 1331 die heutige Schreibweise Bergen. Warum Jaromar I. die Bergener Pfalz nicht vollendete, ist heute nicht mehr erkennbar. Der Fürst übergab jedenfalls erst nach der Weihe der Kirche „Der heiligen Maria“ diese an das Kloster. 12 Nonnen aus dem Mutterkloster Roskilde waren zugegen als aus seinem Bistum der Bischof Peter von Roskilde die Kirche weihte. Zuerst folgte das Kloster den Benediktinerregeln, ging dann zwischen 1200 und 1215 zu den Regeln der Zisterzienser über. Jaromar I. selbst hat bis zum Lebensende die Entwicklung des Klosters unterstützt und selbst hier 1218 in der Kirche wohl seine letzte Ruhestätte gefunden (lt. Chronist Thomas Kantzow 1400 bis 1442). Die wendische Siedlung „Gora“ wuchs durch Zuzug von Handwerkern und Krämern aus deutschen Gebieten nachhaltig. Die sich erweiternde Macht des Klosters wurde ersichtlich durch zunehmenden eigenen Besitz an Grund und Boden. Ansiedler erwarben Eigentum und zahlten für Häuser, Äcker und weiteren Besitz Steuern an das Kloster. Dem gehörten u. a. die Braugerechtigkeit und die Mühlen. Das gemahlene Korn war Lebensgrundlage und das Kloster übte den Mahlzwang aus. Selbst die Zunftprivilegien stellte die Priorin des Klosters zu Bergen aus, so für die Schumacher 1355 und für die Pelzer und Kürschner 1384. Bergen entwickelte sich, ausgehend von der Marktsiedlung, vergleichsweise gut. Der in Bergen residierende königliche Landvogt übte von hier die höhere Gerichtsbarkeit – das Halsgericht für ganz Rügen – aus, während die niedere Gerichtsbarkeit dem Kloster unterstand. Karitative Dienste wurden in den Spitälern „St. Jürgen“ für die Armen, Alten und Gebrechlichen ausgeführt, während „St. Gertruden“ erste Anlaufstelle für Reisende und Pilger war. Der Bergener Marktbereich entwickelte sich durch die Jahrhunderte zum Handelszentrum für Rügen.

Text: Kürschnermeister Uwe Hinz

 

Wer mehr über die Geschichte der Inselhauptstadt Bergen wissen möchte, kann an Führungen mit Kürschnermeister Uwe Hinz teilnehmen. Los geht es mittwochs um 11 Uhr. Treffpunkt ist am Firmensitz in der Dammstr.  6. Zu einer Kirchen- und Klosterführung sind Einheimische und Gäste herzlich donnerstags um 13 Uhr willkommen. Los geht es an der St. Marienkirche. Anmeldungen werden unter firma-hinz@web.de, telefonisch unter 03838/252808 (Firma) sowie 03838/308485 (privat) entgegen genommen.

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