Gemeine Herz-, Sandklaff- und Baltische Plattmuscheln können am häufigsten am Ostseestrand gesammelt werden | Foto: rügen aktuell

Filigrane Ostseemuscheln

Die kleinen Schalenkunstwerke der Natur sind geschätzte Urlaubserinnerungen

Wer am Meer war, hat danach meistens einige in den Taschen. Weil Muscheln etwas Tolles sind, als Souvenir oder auch Talisman – und natürlich eine schöne Erinnerung an den Ostseeurlaub. Doch genau genommen sind sie eigentlich nur eine Hälfte ihrer selbst, deren unsterbliche Hülle an den Strand gespült wird.
Muscheln (Bivalvia) sind eine Klasse der Weichtiere (Mollusca). Sie bestehen aus dem beidseitig von Mantellappen geschützten Weichkörper, einem reduzierten Kopf und zwei kalkigen Klappen, ihrer Schale. Die beiden Hälften sind fest durch ein Band und einen Schließmuskel verbunden. Ein seitliches Verrutschen verhindern zudem meist ineinandergreifende Schlosszähne oder Einkerbungen. Die meisten Muschelarten öffnen sich zur Nahrungsaufnahme leicht, lassen Wasser in den Mantelraum einströmen und filtern, oft durch ein längliches, schlauchartiges Organ (Sipho), daraus Sauerstoff und Plankton mithilfe von Kiemen. Manche ernähren sich jedoch auch von Holz, in das sie sich hineinbohren, gehen auf die Jagd oder leben in Symbiose mit Bakterien. Die Lebenserwartung einer Muschel reicht von etwa einem bis zu mehr als 500 Jahren in Wassertiefen zwischen 0 und 100, selten bis 11.000 Metern. Heute existieren circa 8.000 marine Arten. Am größten ist die Riesenmuschel, die bis zu 1,40 Meter lang und 400 Kilogramm schwer werden kann.
In der Ostsee rund um die Insel Rügen gibt es hauptsächlich vier Muschelarten, deren Schalen man am Strand sammeln kann. Hier bei uns sind sie allerdings kleiner und zarter als in der Nordsee. Dies liegt daran, dass die Ostsee das größte Brackwassermeer der Erde ohne großen Wasseraustausch ist. Letzterer erfolgt zwar mit der Nordsee, führt in der Ostsee aber zu einem niedrigeren Salz- und Sauerstoffgehalt.
Die bis zu fünf Zentimeter messende Gemeine Herzmuschel (Cerastoderma edule) erscheint weiß bis trübweiß, leuchtend gelb bis braun oder leicht rötlich. Ihre geschlossenen Schalenhälften haben, im Querschnitt betrachtet, eine Herzform. Sie bildet eine sehr feste, stark gewölbte Schale mit ausgeprägten, flach abgerundeten Radialrippen. Im Wasser vergräbt sie sich ein bis drei Zentimeter tief in den Meeresboden und kann ihren Fuß auf die dreifache Länge des Schalendurchmessers strecken, somit schnell graben, ruckartig kriechen und sogar springen. Durch einen Sipho saugt sie Atemwasser ein und zieht mit den Kiemen Nahrung aus dem Meereswasser. Die Herzmuschel ist essbar.
Auch die bis zu 14 Zentimeter lange Sandklaffmuschel (Mya arenaria) bewohnt den Meeresboden. Sie gräbt sich bis zu 30 Zentimetern tief ein. Neben ihrer ovalen Form und weißlichen Färbung ist sie gut an den konzentrischen, feinen Streifen ihrer stabilen Schalen erkennbar. Diese klaffen auseinander und laufen am hinteren Ende spitz zusammen. Im Jungstadium besitzt sie noch einen Fuß, mit dem sie sich fortbewegt, doch er bildet sich mit der Zeit zurück. Nun entwickelt sie einen Sipho mit zwei Röhren zum Nahrung aufnehmen und stoffwechseln. Ausgewachsen, kann sie ihren Standort nicht mehr wechseln. Wird ein älteres Exemplare frei gespült, gelingt es ihm ohne Fuß nicht mehr, sich wieder einzugraben.
Die nur drei Zentimeter große Baltische Plattmuschel (Macoma baltica) mit der meist sehr zarten, viel kleineren Schale kennzeichnet ihre auffallend rote, rosa oder gelbe Farbe im Innern. Oft wird sie deswegen scherzhaft als „Rote Bohne“ bezeichnet. Ihre äußere Schale dagegen schimmert in Gelb, Grün, Rot oder Braun mit weißen Streifen und erscheint dreieckig bis oval gewölbt. Die Plattmuschel vergräbt sich circa drei bis fünf Zentimeter tief in den Meeresboden und kann dort kriechen. Regelmäßig wechselt sie den Standort und saugt mit ihrem Einströmsiphon organische Nahrungsteilchen vom Meeresboden auf.
Die blau-schwarze, sechs bis zehn Zentimeter große Miesmuschel (Mytilus edulis) hingegen spinnt sich häufig mithilfe ihrer Bysussfäden (Muschelseide) an Untergründen wie Steinen oder Buhnenstämmen fest. Sie bildet dort Muschelbänke von mehreren Tausend Stück und filtert so in Masse Nahrung direkt aus dem Wasser. Jedoch ist sie mit Vorsicht zu behandeln, da ihre nach vorn spitz zulaufenden und hinten abgerundeten Schalen sehr dünnwandig und extrem zerbrechlich sind. Auch Miesmuscheln sind essbar.

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