Recht süß und ein wenig verschlagen: Der Marderhund ist ein wilder Geselle, der zu wenig Feinde hat | Foto: Piotr Kuczynski/Wikipedia Commons

Waldräuber sind nicht so böse, wie ihr Ruf

Aktionen, Wanderungen, Workshops und ein Markt regen zum Nachdenken an

Luchse, Wölfe, Waschbären und Waldkatzen – all dies gab einst in deutschen Wäldern. Doch heute sind die Bestände so gering, dass schützend nachgeholfen werden muss, damit diese Tiere nicht aussterben. Auch der Fischotter gilt bis heute als Konkurrenz für Fischer, denn er ernährt sich zu 70 % von Fischen. Neuerdings sieht man auf Rügen wieder Schilder, die Autofahrer darauf hinweisen, dass ein Fischotter die Fahrbahn kreuzen könnte.
Allein die Vorstellung, im Wald der Granitz einem Luchs zu begegnen sorgt für ordentliche Aufregung. Wir haben es verlernt, wilde Tiere als gleichwertige Bewohner unseres Lebensraumes zu betrachten. Die Folgen der drohenden Ausrottung heimischer Wildtiere sind viel dramatischer, als man denkt. Denn zu einem intakten Ökosystem gehören auch die Räuber. Sie sorgen dafür, dass alles im Gleichgewicht bleibt. Und wenn die Marderhunde sich auf Rügen über alle Massen ausbreiten – dann nur, weil sie keine natürlichen Feinde mehr haben. Die auch Enok genannten Tiere gehören zur Familie der „Hundeartigen“ und stammen aus Ostasien. Nachdem sie in den 1930er Jahren als Pelztiere im europäischen Teil der UdSSR ausgesetzt worden waren, verbreiteten sie sich rasant. Schön sind sie nicht, man sieht die relativ großen Tiere häufig am Straßenrand liegen. Dann leben die nachtaktiven Allesfresser nicht mehr, doch sind immer noch gefährlich, weil sie besonders viele Parasiten tragen sollen. So können sie bei Kontakt die Räude-Milben übertragen, auch Staupe, Trichinen und Tollwut sowie den Fuchsbandwurm. Jäger sind regelmäßig böse, wenn wieder eine Naturschutzbehörde ihre Bejagung verbieten will. Auch Füchse gibt es reichlich, nachdem man die Tollwut bei diesen Tieren erfolgreich bekämpft hat.

Während in England viele Menschen als ehrenamtliche „Badger watchers“ bei Dämmerung in die Wälder ziehen, ist dies Art von Volkssport hier eher unbekannt. Dabei kann man auch in den Rügener Wäldern die scheuen und familienorientierten Wildtiere beobachten. Wer am frühen Nachmittag schon eine Tüte ungesalzene Erdnüsse vor dem Dachsbau ausbreitet und sich in der Dämmerung still und leise mit einem kleinen Klapphocker und viel Zeit dort hinsetzt, hat gute Chancen, die fast blinden Tiere zu beobachten.

Unterwegs zur blauen Blume

Im Nationalpark Jasmund kann man seltene Pflanzen entdecken

weiter

Ausklang auf dem Königsstuhl

Gitarrenklänge, Kreidewerkstatt und Malkurs im Mai

weiter

Der Strandhafer sorgt für stabile Dünen

Die Pionierpflanze und ihr ausgeprägtes Wurzelwerk zwingen den Weißsand zum Absetzen

weiter

Ein Landwirt ernährt 145 Menschen

Agrarwissenschaftler Henning Hogreve aus Stralsund im Interview

weiter