Dem majestätischen, aber gefährlichen Riesen-Bärenklau sollte man sich keinesfalls ohne Schutzkleidung nähern | Foto: Günther Pichler, pixelio.de

Achtung Riesen-Bärenklau II: Eindämmung

Gigantischer, giftiger Doldenblütler kann schwere Gesundheitsschäden verursachen

Mecklenburg-Vorpommern ist zum mittlerweile beliebten Standort dieser einerseits schönen, imposanten, aber leider auch gefährlichen Giftpflanze geworden. Rügen ist mit mehr als 30 Standorten das Gebiet mit dem meisten Bärenklau. Für vor 2014 existieren leider keine Erhebungen, Fakt ist jedoch, dass er dort, wo er aufgetreten ist, auch nicht wieder so schnell auszurotten ist.
Ob im Putbuser Schlosspark, am Kap Arkona, am Hafen von Puddemin oder in der Hansestadt Stralsund – der Landkreis Vorpommern-Rügen hat es regelmäßig im Frühjahr und Sommer mit dem Riesen-Bärenklau zu tun. Denn wenn der Bärenklau an Rad- und Wanderwegen eine Gefahr darstellt, muss der Landkreis eingreifen. Im ehemaligen Gutspark Schmantevitz verbreitet sich die Pflanze mit den großen Zentraldolden schon einmal auf etwa zwei Hektar. Dann rücken Mitarbeiter des Bauamtes in Vollschutz aus und bekämpfen die Pflanze regelrecht.
Bis spätestens April gelingt dies im niedrigen Bestand durch Abschneiden, Mähen und Mulchen, Fräsen oder Beweiden, aber leider nicht nachhaltig. Bei vorliegendem Sachkundenachweis können auch systemisch wirkende Herbizide auf die bodennahen Schnittflächen des Riesen-Bärlauchs aufgetragen werden. Später im Sommer entfernt man die Stängel mit den Blütendolden vor dem Entfalten der Zentraldolde fußbreit über dem Boden mit allen Haupt- und Nebendolden. Erfolgreich ist auch das Abschneiden und vollständige Entsorgen (am besten Verbrennen) der nachreifenden Samenstände, wenn die Mitteldolde bereits grüne (schwere) Früchte ausgebildet hat (etwa ab Mitte Juli), jedoch bevor letztere erste braune Streifen zeigen und auszufallen beginnen (nicht in den Kompost!). Die nicht samentragenden, noch in voller Blüte stehenden Nebendolden dann abschlagen und vertrocknen lassen.
Da die adulte Pflanze vor dem Ausreifen der Früchte Reserven zur erneuten Blütenbildung besitzt, treibt sie nach Schnitten später häufig weitere ruhende Knospen im oberen Teil der Wurzel nach. Dann hilft nur noch das Ausgraben bzw. Abstechen der Wurzel (circa 15 Zentimeter unter der Oberfläche). Bei Bedarf ist eine weitere Bekämpfung bis September notwendig. Um sicherzugehen, werden in den Folgejahren jeweils Nachkontrollen, das Jäten aufkommender Keimlinge (anfangs rundblättrig!) bzw. eine mechanische Bodenbearbeitung durchgeführt.
Folgende Vorsichtsmaßnahmen sind dabei unbedingt zu beachten, denn der Riesen-Bärenklau kann durch bloße Berührungen ernsthafte gesundheitliche Schädigungen auslösen! Die gesamte Pflanze und deren Wurzelsystem enthält Furocumarine (Xanthotoxin, Psoralen, Bergapten), welche nach Hautkontakt und anschließender Sonnenbestrahlung phototoxische Reaktionen hervorrufen. An heißen Tagen gibt die Pflanze die Furane auch an die Umgebung ab, dies kann bereits bei einem längeren Aufenthalt unmittelbar neben dem Riesen-Bärenklau zu den beschriebenen Erscheinungen führen bzw. sogar durch die Kleidung hindurch wirken.
Am besten wird unter Vollschutz (Handschuhe, Schutzkleidung, Schutzbrille und ggf. Atemschutz) gearbeitet und in hohen Beständen eine Astsäge oder -schere mit Teleskopstiel verwendet, um Verletzungen durch die oberflächlichen Toxine der stürzenden Pflanzen zu vermeiden. Ebenso wird empfohlen, diese Arbeiten bei bedecktem Himmel und nur schwachem Wind zu verrichten.
Nach Kontakt mit Pflanzenteilen ist Sonne auch noch Tage später zu meiden, die betroffenen Hautstellen mit Wasser und Seife, besser Spiritus abwaschen und in jedem Fall einen Hautarzt aufsuchen. Alle Arbeitsgeräte (Sense, Spaten) mit in Spiritus getauchtem Zeitungspapier von oben nach unten abreiben, das Papier danach verbrennen. Gummihandschuhe umstülpen und wegwerfen, denn dünne Einmalhandschuhe können von den Furanen innerhalb einer Stunde durchdrungen werden.
Wer sich näher informieren möchte, kann sich auch an die örtliche Naturschutzbehörde wenden. Sie sorgt ebenfalls für die Beseitigung des Bärenklaus auf öffentlichen Flächen und unterstützt in einigen Gemeinden sogar in Privatgärten.

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