Fährverbindung mit Tradition
1. Mai 2018Wer die Wittower Fähre nutzt, spart viele Kilometer Landweg
Schon im Mittelalter überquerten die Menschen den Rassower Strom mit dem Schiff, denn hier verlief der bedeutende Handelsweg der „Heringstraße“. Die Meerenge trennt das so genannte Muttland, den Inselkern Rügens von der Halbinsel Wittow. Sie ist nur 350 Meter breit – doch viele Kilometer Umweg können auf diese Weise gespart werden. Der Landweg führte schon ab 1868 über den Damm, der in Lietzow aufgeschüttet worden war, nach Prora und von dort weiter gen Norden.
Doch am 21. Dezember 1896 wurde die Bahnstrecke von Bergen über Trent zur Wittower Fähre und weiter nach Wiek und Altenkirchen eröffnet. Über knapp 40 Kilometer führte die Bahn der Rügenschen Kleinbahn, deren Spur nur 750 Millimeter breit war – wie heute noch diejenige des „Rasenden Rolands“. Bahnpassagiere mussten anfangs aussteigen und nach Überquerung den Zug wechseln. Jahrzehntelang führten die beiden Fährschiffe „Wittow“ (erbaut 1989) und „Bergen“ (erbaut 1911) jeweils drei Waggons oder bei Bedarf eine Lokomotive über das Wasser. Erst ab 1937 kam ein dieselhydraulischer Triebwagen zum Einsatz, der auch die Fahrgäste auf die andere Seite brachte.
1968 wurde der Streckenabschnitt Fährhof–Altenkirchen jedoch stillgelegt, 1970 folgte Bergen–Wittower Fähre. Schiffe und Anlagen wurden der Reederei „Weiße Flotte“ übertragen. Wo einst die Schmalspurbahn verlief, befindet sich heute teilweise schön Radwege, beispielsweise von Neuendorf aus entlang der Neuendorfer Wiek nach Ganschvitz. Hier radelt man zeitweise über einen schmalen Pfad mitten durch die Wiesen.
Die verbleibenden Fähren in Wittow transportieren heute nur noch Fußgänger und Fahrzeuge bis zu 30 Tonnen Gewicht. Während der Saison verkehren hier zwei Fährschiffe im Pendelverkehr, eine Überfahrt dauert ca. 10 Minuten. Schlechtwetter kann den Fährbetrieb kurzfristig aussetzen, regionale Radiosender informieren dann über den Stand.