- Müthers Testschale in Binz – im Jahr 1967 mit Unterbau als Buswartehäuschen | Foto: Sammlung Binzer Bucht Tourismus
- Das Kulturkutter-Ensemble mit dem Theaterstück „Mensch Müther“ als Hommage an den Binzer Baumeister | Foto: Binzer Bucht Tourismus
- Beleuchteter Müther-Turm bei den „Gute-Nacht-Geschichten“ | Foto: Christian Thiele
Auf den Spuren der Schalen
1. September 2025Binz erinnert an den „Landbaumeister“ Ulrich Müther
Der Bauingenieur Ulrich Müther (1934 – 2007) aus dem Ostseebad Binz hat Geschichte geschrieben – mit seinen ikonenhaften Schalenbauwerken, deren Spuren sich heute noch weltweit finden. Auf seiner Heimatinsel Rügen zeigen sich seine Bauwerke in besonderer Fülle und Vielfalt. Ein neu erschienenes Buch zu Ulrich Müther sowie eine Themenwoche Ende September geben Einblick in das Leben und Wirken des Bauunternehmers.
Die Natur der Insel Rügen diente dem jungen Ulrich Müther als Vorbild und Inspiration. Schon als Kind hatte er am Binzer Ostseestrand mit Muscheln gespielt und war fasziniert von ihrer dünnen und gleichzeitig enorm belastbaren Schale. Als gelernter Zimmermann und Absolvent der Ingenieurschule Neustrelitz übernahm er mit 24 Jahren die elterliche Baufirma in Binz. Seine Faszination für außergewöhnliche Schalenbauten war früh geweckt und wuchs stetig.
Vorbilder wie Félix Candela, Heinz Isler oder Pier Luigi Nervi inspirierten ihn zu ersten Versuchen und Modellbauten. An einem neu eingerichteten Lehrstuhl in Berlin konnte Müther mit Modellen experimentieren und Kräfteverläufe berechnen, bevor er erste Bauversuche unternahm. In den 1960er-Jahren entstanden Müthers erste Schalenkonstruktionen, die von herausragender Ingenieurskunst sowie Kreativität und Mut zeugen. Er brachte den Beton so in Form, dass doppelt gekrümmte und äußerst dünne Tragflächen große Räume stützenfrei überspannten.
An Ulrich Müthers 91. Geburtstag, dem 21. Juli 2025, erschien mit dem Buch „Mutig Mutiger Müther“ neuer, spannender Lesestoff, den die Rügener Autoren Holger Vonberg und Lutz Grünke mit Leidenschaft und Herzblut auf einhundert Seiten zusammengetragen haben. In Text und teils bisher unveröffentlichten Bildern erzählen sie von Ulrich Müther, der sich durch seine revolutionäre Bautechnik in der DDR Freiheiten und einen gewissen Sonderstatus erarbeitete.
Das Buch nimmt die Leser mit auf die Reise in ein Land, in dem Material knapp und die Arbeitskräfte billig waren, eine ideale Basis für innovative Bauwerke à la Müther. Die Autoren blicken auf die Baustellen der 1960er- bis 1990er-Jahre, zu den Wegbegleitern Müthers und heutigen Bewahrern seines Erbes. Im Inselgut-Shop im Besucherzentrum Haus des Gastes in Binz ist das durch den Eigenbetrieb Binzer Bucht Tourismus herausgegebene Buch ab sofort erhältlich. Auch in weiteren Rügener Buchhandlungen und Geschäften, beispielsweise in Binz, Sassnitz, Glowe und Lohme, ist das Buch zu finden.
Sich selbst bezeichnete Müther ein wenig selbstironisch immer als „Landbaumeister“. Sein Heimatort Binz erinnert in der Müther-Woche vom 29. September bis 5. Oktober 2025 mit besonderen Veranstaltungen an den berühmten Bauingenieur. Eine exklusive Bustour führt zu ausgewählten Müther-Bauten auf Rügen, eine Spezialortsführung zu den Schalenbauten von Binz. Ein Multimediavortrag mit Torsten Seegert sowie eine Filmvorführung mit Margarete Fuchs stehen ebenso auf dem Programm.
Der Müther-Turm, ehemaliger Rettungsturm und heute Außenstelle des Binzer Standesamtes, ist zu „Ufo offen“ sowie bei den Gute-Nacht-Geschichten für Groß und Klein geöffnet. Das Kulturkutter-Ensemble zeigt außer- dem das Theaterstück „Mensch Müther“. Und schließlich gibt es zur Müther-Woche ein Wiedersehen mit Holger Vonberg und Lutz Grünke bei ihrer Buchpräsentation von „Mutig Mutiger Müther“. Ihr Buch sorgt dafür, dass Müthers Name in Erinnerung bleibt, als Synonym für filigrane Bauwerke, die als herausragende Beispiele der Ostmoderne gelten und die
Besucher der Insel Rügen bis heute faszinieren.
Weitere Informationen zur
Müther Themenwoche
binzer-bucht.de