Bunte Eier im Osternest Auch vor dem traditionellen „Eierkullern“ müssen alle Teilnehmer die bunten Eier erst suchen | Foto: Petra Hegewald / pixelio.de

Inselurlaub mit den Lieben zu Ostern

Familien mit Kindern können auf Rügen alte Osterbräuche in freier Natur ausprobieren

Wenn es ganz langsam wieder Frühling wird an der Ostseeküste – denn hier dauert es bekanntlich immer ziemlich lange, bis sich wieder mildere Temperaturen einstellen –, zieht es Rügenliebhaber bereits das erste Mal am langen Osterwochenende wieder auf die Insel. Die ersten farbigen Frühjahrsblümchen sind da, die Bäume schlagen aus, im Putbuser Park schießt der Bärlauch massig aus dem Boden, man hört endlich wieder zahlreiche Vögel zwitschern, Bienen summen und Käfer krabbeln. Und mit der Natur erwacht auch der Mensch aus seiner Winterlethargie, lange Dunkelheit und Grippe sind überstanden und die neue Energie reißt jeden mit.

Man kann sich gut hineinversetzen in die Zeit, als heutiger Komfort noch Luxus für die meisten Leute war und sie den Frühling sehnsuchtsvoll erwarteten und feierten. Das erste große Fest im Jahreszyklus war Ostern, auch in Vorpommern eng mit der heidnisch-christlichen Tradition verknüpft.
Zu „Paasken“ oder „Paskedag“, wahrscheinlich skandinavisch für die biblische Passahwoche, brach man ungesäuertes Brotes und opferte ein Lamm. Bis heute werden in dieser Zeit bunte Eier an Sträucher und Bäume in den Rügener Gärten gehängt, was böse Hexen und Geister vertreiben sollte. Auch mit großen Osterfeuern wollte man vor allem in ländlichen Gegenden den Winter in die Flucht schlagen. Dieses Ritual sicherte außerdem Fruchtbarkeit, Wachstum und die Ernte. Auch das Osterwasserholen wird noch ausgeübt. Es besitzt heilende Kräfte und gilt als Ursymbol des Lebens. Nicht zuletzt steht das Licht der in den Kirchen entzündeten Osterkerze für den über Tod und Sterben siegenden auferstandenen Jesus Christus.

Also warum nicht einmal alte Zeiten aufleben lassen? Denn diese Bräuche werden auf Rügen noch heute gepflegt und man kann sie auch wunderbar mit Kindern ausprobieren. Die großen Osterfeuer auf der Insel brennen bei Stockbrot, Glühwein und Kinderpunsch vor allem samstags romantisch an den Stränden oder in öffentlichen Anlagen. Binz bietet gleich eine ganze kilometerlange Osterfeuer-Meile direkt an der Ostsee. Auf der Insel gibt es außerdem unzählige Quellen, Bäche und Seen, die mystischsten beispielsweise im Nationalpark Jasmund. Dort kann man einfach einmal sein eigenes Osterwasser schöpfen oder ein reinigendes, schön machendes Fußbad vollziehen, wenn man sich traut. Aber auch Ostsee und Bodden eignen sich natürlich hervorragend dafür.
Der Grund, warum wir uns zum Osterfest ausgerechnet Eier schenken, liegt im Mittelalter: In der 40-tägigen Fastenzeit davor waren neben Fleisch auch Eier strengstens untersagt. Daraus resultierte jeweils ein längerfristiger Eierüberschuss. Diese wurden zur Unterscheidung farbig bemalt und ab Ostersonntag verspeist oder verschenkt. Das hat wahrscheinlich irgendwann zum traditionellen Ostereiersuchen geführt, denn auch dies kann man auf Rügen ausgiebig in öffentlichen Gartenanlagen, Kur- und Tierparks vieler Gemeinden gemeinsam betreiben. Ein verkleideter Osterhase ist dann zumeist auch vor Ort.

Auf der Halbinsel Mönchgut wird sich außerdem immer noch zum „Eierkullern“ oder „Eiertrudeln“ verabredet. Wer es ausprobieren will: Dabei werden hartgekochte Eier oder hohle Schokoladeneier – nachdem sie zuvor gefunden wurden! – am Fliegerberg in Alt Reddevitz oder den Schafberg in Middelhagen hinabgerollt. Aber auch die Dünenränder am Strand bieten Kindern gute Bedingungen dafür. Es kann gegeneinander oder mit mehreren Eiern gleichzeitig gekullert werden. Ziel ist, dass die Eier unbeschädigt unten ankommen. Wem dies am besten gelingt oder wer die meisten heilen Eier hinunterbringt, gewinnt. Und gehen Eier kaputt, werden sie einfach umgehend verspeist. Eine weitere Variante ist, dass alle gleichzeitig ihre Eier loslassen und diese möglichst mit anderen zusammenstoßen. Im Falle eines Treffers verliert der getroffene sein Ei an den erfolgreicheren Eierkullerer.

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