Jubiläum einer Ausstellung

Mit „Akt & Landschaft“ hat Klaus Ender Zeitgeschichte geschrieben

Vor 50 Jahren, am 16. September 1975 wurde in Potsdam die erste Aktausstellung der damaligen DDR „Akt & Landschaft“ eröffnet. Eigentlich sollte sie bereits 1965 in Sassnitz auf Rügen präsentiert werden. Jedoch war die Zeit damals noch nicht reif dafür. Mit dem Satz „Glauben Sie wirklich, dass Sie mit Ihren nackten Ärschen den Sozialismus aufbauen helfen?!“ wurde eine Genehmigung verweigert. Es sollte noch 10 Jahre dauern, bis Klaus Ender (1939 – 2021) sein Vorhaben verwirklichen konnte. Der Einzelkämpfer hatte sich einen Partner, den Fotografiker Gerd Rattei, ins Boot geholt – ein Kollektiv war viel lieber gesehen – und so wurde eine Ausstellung geboren, die Geschichte schreiben und eine  Anerkennung dieses Genres bewirken sollte. Nach dem überwältigenden Erfolg in Potsdam tourte die Schau durch mehre Städte und konnte allein im Pretiosensaal im Dresdner Residenzschloss 30 000 Besucher ver­zeichnen, insgesamt über 100 000. 1979 wurde „Akt & Landschaft“ zur Triale, an der sich alle DDR-Fotografen beteiligen konnten. Sogar die ARD berichtete damals in den Tagesthemen. 1962 war der Saisonbäcker Klaus Ender in Thiessow auf Rügen gestrandet, im Gepäck seine Kamera. Die Faszination für die Fotografie hatte er längst entdeckt und sie sollte ihn zeitlebens begleiten. Im Jahr 1963 entstanden in Göhren die ersten Aktaufnahmen und bereits 1965 veröffent­lichte er – noch als Amateur – die ersten Bilder in „Das Magazin“. Viele seiner prämierten Aufnahmen entstanden auf Rügen wie 1969 an der Kreideküste das bekannte Foto „Die Woge“, das in vielen internationalen Salons bis Kanada gezeigt und 1972 auf der X. Internationalen Fotoschau der Ostseestaaten, Norwegens und Islands IFO mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet wurde. Sein Foto „Im Sommerwind“ – 1964 am Strand vom Bakenberg aufgenommen – erhielt 1966 auf der VII. IFO eine Ehrenurkunde. Am Kleinen Jasmunder Bodden entstand 1969 die Fotografik „Akt an den Reusen“. 1970 auf der IX. IFO mit einer Anerkennung geehrt, war sie 1971 auf der Weltausstellung  VENUS in Krakow/Polen zu sehen und wurde 1975 auf der Fotografika in Minsk mit einem Diplom ausgezeichnet. An der Steilküste von Arkona fotografierte Ender 2011 den „Akt an den Buhnen“, den er als Titelbild für seinen großen Aktbildband wählte. Bereits 1979 hatte die internationale Dachorganisation für künstlerische Fotografie (FIAP) Klaus Ender den Titel AFIAP verliehen.

„Das Taktgefühl des Aktfotografen
entscheidet darüber, ob ein
Akt- oder ein Nacktbild entsteht.“

Oft wählte der Naturliebhaber die Ostseeküste von Thiessow bis Bakenberg als Kulisse. Die Harmonie zwischen Akt und Natur war ihm ein großes Anliegen und Ästhetik war für den „Bildenden Künstler der Fotografie“ unverzichtbar. Seine Bilder zeichnen sich darüber  hinaus vor allem durch ihre Unbefangenheit aus. Klaus Ender verstand es meisterhaft, die Modelle von ihrer schönsten Seite zu präsentieren, ihre Körpersprache in ein Gleichgewicht zu bringen und ihnen ihre Persönlichkeit zu bewahren. Aktfotografie war für den Lichtbildner nie Provokation oder gar Bloßstellung.

Seit 2006 wird „Akt & Landschaft“ wieder regelmäßig präsentiert. Ergänzt um viele Werke umfasst die Exposition heute über fünf Jahrzehnte poesievolle Aktfotografie. Im Jubiläumsjahr ist sie gleich zweimal zu sehen: noch bis 27. September 2025 in der Societät in Rostock, wo sie um 16 Uhr mit einer Finissage endet, und bis zum  16. August 2026 im Natur-Museum Goldberg. (Von  November bis April nur auf Anmeldung). Eine weitere Ausstellung des vielseitigen Künstlers mit dem Titel „NaturART“ wird vom 11. September bis 9. November 2025 im Kunstmuseum Kloster Malchow zu sehen sein. Die Vernissage findet am 10. September 2025 um  16 Uhr statt.

Weitere Informationen
klaus-ender.de/aktuelles/uebersicht.html

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