Moritatentafeln eines Punkdadaisten
1. August 2025Umfangreiche Schau mit Malerei von Oskar Manigk in der Orangerie Putbus
Die aktuelle Ausstellung in der Orangerie Putbus mit Werken des Usedomer Malers Oskar Manigk heißt „91 %“. Der kryptische Titel wirft Fragen auf. Und wer weiß, dass hier das Alter des Künstlers verarbeitet wird, kommt auch nicht direkt weiter. Sein Kollege Frank Otto Sperlich, der ihn für die KulturStiftung Rügen nach Putbus eingeladen hat, freut sich über diesen Schalk: „Was will er uns damit sagen? Da kommt noch was? Mindestens „9 %“? Angesichts seiner Bilder möchte man sagen: „Ja bitte, Oskar“, denn man kann nicht genug davon bekommen.“
Wie viele andere Kenner kommt der Künstlerkollege ins Schwärmen, denn wer sich auf die Kunst des 1934 geborenen Künstlers einlässt, der muss sie lieben – oder eben nicht. Dazwischen gäbe es nicht viel Spielraum, so Sperlich. Diese Malerei wirke ungelenk, doch das sei Kalkül und spielerisches Können. „Mit seiner Formensprache verschafft er uns einen leichteren Zugang zu seiner Bilderwelt. Würden seine Bilder „akademisch“ fein gemalt und virtuos erscheinen, könnte uns das möglicherweise den Blick verbauen, da wir uns am gekonnten malerischen Vortrag ergötzen würden.“ Manigk baue die Barrieren der Ehrfurcht ab, um die
Betrachter in die Malerei zu ziehen und in einen eigenen Gedankenkosmos einzutreten.
Der Kunsthistoriker und langjährige Museumsleiter Prof. Eugen Blume vergleicht Manigks Bilder mit Moritatentafeln und nennt den 91-Jährigen einen Punkdadaisten und Maler, der einen satirischen Surrealismus verfolgt. In seinem Atelier trifft sich der Maler mit einer imaginären illustren Gesellschaft. Sie alle tummeln sich auf den Leinwänden und treten zuweilen in absurde Beziehungen, darunter Künstler, Popartisten, Denker und allerlei Bösewichte. Da begegnet man C. D. Friedrich, Amy Winehouse, Pablo Picasso, Frida Kahlo, Herta Müller, Ceausescu, Stalin, Lale Andersen, Willy DeVille, Leonard Cohen und andere. Kindheitstraumata werden ebenso verarbeitet wie Jetziges.
Und so schafft Oskar Manigk immer wieder Neues. Inzwischen hat er ein ganzes Universum an Bildern geschaffen. Nur ein kleiner Teil davon ist in der Orangerie zu sehen. Die großen Räume bieten Oskar Manigk die seltene Gelegenheit, seine großformatigen Bilder zu zeigen. „Ich habe nicht die Kraft, mein letztes Bild zu malen,“ sagt er.
Die Ausstellung „91 %“ ist noch bis zum 31. August jeweils Mittwoch bis Samstag von 10 bis 17 und Sonntag von 13 bis 17 Uhr in der Orangerie Putbus zu sehen.
Weitere Informationen
kulturstiftung-ruegen.de