Dokumentationszentrum Prora

Täterorte, Überfall auf die Sowjetunion, Kunst und Audiowalk

Das Dokumentationszentrum Prora zeigt aktuell die Sonderausstellung „Der Umgang mit NS-Täterorten in Ost- und Westberlin“. Im Stadtbild Berlins finden sich heute zahlreiche Gedenkstätten, Dokumentationszentren und Mahnmale, die an die nationalsozialistischen Verbrechen erinnern. Viele nehmen auf konkrete Orte von historischer Bedeutung Bezug. Ihrer Entstehung ging jedoch eine lange Geschichte des Ausblendens und Verschweigens sowie politischer Auseinandersetzungen voraus – gerade, wenn es sich um sogenannte Täterorte handelt, an denen Verbrechen geplant und organisiert wurden. Die Ausstellung rekonstruiert die Geschichte ausgewählter Täterorte des Nationalsozialismus‘ in der ehemaligen Reichshauptstadt Berlin. Sie zeigt Geschichtspolitiken im Wandel der geteilten Stadt, erzählt von Protestformen und zivilgesellschaftlichem Engagement und zeichnet die schwierigen Prozesse der Sichtbarmachung von Ortsgeschichten vor und nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 nach. Für Prora wurde die Ausstellung um ein eigenes Kapitel zu Orten auf Rügen erweitert, die NS- Vergangenheit haben und beschäftigt sich mit deren erinnerungskultureller Auseinandersetzung.

Zum Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 zeigt das Dokumentationszentrum außerdem eine Wanderausstellung des Museums Berlin-Karlshorst unter dem Thema „Dimensionen eines Verbrechens-Sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg“. Der Überfall ging mit einer radikalen Ausweitung deutscher Massenverbrechen einher. Von insgesamt mehr als 13 Millionen Menschen, die außerhalb von Kampfhandlungen von Deutschen getötet wurden, starben weit über 90 Prozent in den vier Jahren zwischen 1941 und 1945. Zu den größten Opfergruppen zählt die der sowjetischen Kriegsgefangenen: Mehr als drei Millionen der insgesamt etwa 5,7 Millionen Gefangenen kamen in deutschem Gewahrsam um. Das Dokumentationszentrum Prora nimmt den 80. Jahrestag des Kriegsendes zum Anlass, mit dieser Ausstellung an den deutschen Überfall auf die Sowjetunion, die vielfältigen Schicksalswege der sowjetischen Kriegsgefangenen und die Gräuel des Krieges zu erinnern.

In diesem Sommer ergänzt die Soundinstallation „Under the Surface“ von Lisa Marie Steude die Ausstellungen des Dokumentationszentrums Prora. In ihrer Arbeit, die dazu einlädt, sich darauf zu setzen oder zu legen, beschäftigt sich die Rügener Künstlerin mit der menschlichen Fähigkeit zur Empathie, welche eine
Grundlage für demokratische Prozesse und gesellschaftliches Miteinander bildet. Im Kontext der Ausstellungen und am historischen Ort, lädt das Werk dazu ein, sich selbst und andere neu wahrzunehmen.

Permanent zu sehen sind die Dauerausstellungen „MACHTUrlaub“, „Von Prora hinter die Fronten – Vergessene Opfer deutscher Polizeibataillone“, „Baustelle Prora. Die Pläne“ sowie „Militärstandort Prora. Opposition und Widerstand – Bausoldaten in Prora 1964 –1989/90“. Zudem werden täglich um 11:15 Uhr und 14 Uhr öffentliche Rundgänge und mittwochs um 10:30 Uhr Radtouren angeboten (Räder mitbringen).

Das Dokumentationszentrum Prora in der Dritten Straße 5 in 18609 Binz ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet (letzter Einlass 17:30 Uhr).

 

Weitere Informationen
proradok.de

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