- Am 1. Februar 2021 übergab Henry Rasmus sein Geschäft an Mathias Schilling | Fotos: Marcus Friedrich Media
- Bei Rasmus wird der Hering von Hand verarbeitet und eingelegt
- Mit Fischhandel Rasmus führt Mathias Schilling eine Tradition fort, die zu Stralsund gehört, wie der Hering
- In der Stralsunder Altstadt bietet Fischhandel Rasmus frischen Fisch, Räucherware, Fischsalate und Fischbrötchen an
Der einzig wahre Bismarckhering
1. August 2025Traditionsreiches Fischgeschäft mit Manufaktur in Stralsund
Seit einem Vierteljahrhundert bietet die Fischhandlung Rasmus in der Heilgeiststraße 10 in Stralsund frischen Fisch, Räucherware, Fischsalate und Fischbrötchen an. Vor allem werden hier aber die einzigartigen, marinierten Heringsfilets nach strenggeheimen Originalrezepten produziert. Direkt über dem Fischgeschäft wird der frische Fisch entschuppt, filetiert und geräuchert. Dort werden Salate geschnippelt und gehobelt und die Saucen für die Fischbrötchen hergestellt. Das ist echtes Handwerk, denn in der kleinen Manufaktur wird jedes Filet von Hand vorbereitet, mariniert und verpackt. Dabei wird darauf Wert gelegt, dass regionaler Fisch aus dem Ostseeraum verarbeitet wird. Darum bestehen enge Kooperationen mit regionalen Händlern und Dienstleistern aus Mecklenburg-Vorpommern.
Die marinierten Herginsfilet können im Fischladen auch, in schönen Holzkisten von jeweils 500 Gramm verpackt, online bestellt werden. Neben dem „Bismarckhering“ werden auch „Hiddenseer Pfefferlappen“, „Stralsunder Gabelrollmops“, Currysild und andere feine Marinaden sowie Matjesfilets in Öl angeboten. Der wohl berühmtester Fisch der Manufaktur ist hingegen der „Original Stralsunder Bismarckhering“. Denn damit ist die Fischhandlung weit über die Landesgrenzen von Mecklenburg-Vorpommern hinaus bekannt geworden.
Das Rezept wurde Mitte des 19. Jahrhunderts vom Stralsunder Johann Wiechmann und seiner Frau Karoline erfunden. Im Haus Nummer 6 am Neuen Markt betrieb der Kaufmann 1853 einen Materialhandel mit Schankraum, in dem er auch den eingelegten Hering seiner Frau verkaufte. Mit steigenden Umsätzen investierte er später in seine eigene Fischkonservenfabrik in der Fährstraße 21, mit der er dann auch gleich die Fischindustrie an der deutschen Ostseeküste begründete.
1871 schickte Johann Wiechmann ein Fass seiner süß-sauren Heringsfilets an den frischgebackenen Reichskanzler Otto von Bismarck, um ihm zur Reichsgründung zu gratulieren. Außerdem fragte er bei dieser Gelegenheit an, ob er sein Produkt zukünftig als „Bismarck-Hering“ verkaufen dürfe. Otto von Bismarck probierte sein Geschenk und befand es offenbar für so schmackhaft, dass er gerne der Namenspate des eingelegten Herings aus Stralsund werden wollte.
Hering ist bereits seit dem Mittelalter ein echter Exportschlager des Nordostens. Stralsund hatte während der Hansezeit seine eigenen Anlandeplätze für Hering auf Rügen und Hiddensee, sogenannte Witten. Von dort wurde der Fisch über die Heringsstraße nach Stralsund und von dort dann in die weite Welt transportiert. Allerdings als Salzhering. Die Marinade, die wir heute kennen, kam erst viel später in Mode.
Seit das Stralsunder Kulturgut wieder in der Hansestadt produziert wird, hat dessen Popularität dank des findigen Unternehmers Henry Rasmus stetig zugenommen. Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel verschenkte den eingelegten Fisch in seinem Beisein an ihre Staatsgäste und Rasmus selbst wurde vom Magazin „Stern“ zum „Deutschen Heringspapst“ gekürt. Diesen Titel hat er, zusammen mit seinem Laden und dem Originalrezept von 1871, im Februar 2021 an Bio-Landwirt und Gastronom Mathias Schilling weitergegeben.
Der Online-Verkauf
und weiterer Informationen
fischhandel-rasmus.de