„Urlaub auf Rügen heißt, selbst aktiv werden“

Baabes Tourismusdirektorin Uta Donner über Herausforderungen und Vorhaben

Wenn Sie auf das Jahr 2020 zurückblicken. Worin bestand Ihre größte Herausforderung?
Uta Donner: Mit dieser Frage musste ich natürlich rechnen und doch fällt es mir schwer, darauf zu antworten. In der Silvesternacht von 2019 zu 2020 war ich so voller Vorfreude! 2020 – so eine tolle Jahreszahl. Irgendwie schien sie mir verheißungsvoll. Die Dopplung der Zahl 20 (meines Geburtstages) schien für mich so positiv. Doch dann kam alles anders. Seit dem 16. März 2020 durften keine Gäste mehr zu uns kommen. Das Leben, so wie wir es kannten, kam fast völlig zum Erliegen. Und was das Schlimmste daran war – niemand wusste, wie lange diese Zeit währen würde. Erst nach und nach wurde das Ausmaß deutlich. Ich machte mir große Sorgen um die Mitarbeiter, um den Betrieb, um meine Freunde, von denen ich wusste, dass sie in Bereichen arbeiten, die plötzlich ohne Aufträge und somit ohne Einkünfte dastanden. Plötzlich war ich als Betriebsleiterin mit Aufgaben konfrontiert, von denen ich bis dahin gar keine Vorstellung hatte. Zum Beispiel mussten wir für die Mitarbeiter Kurz­arbeitergeld beantragen, die Wirtschaftsplanung völlig überarbeiten und nach Bekanntwerden erster Lockerungen, Hygienekonzepte für die Veranstaltungen entwickeln. Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass alle Mitarbeiter in diesem Jahr so entschlossen an einem Strang gezogen haben!

Welche Angebote konnten Besucher in diesem Jahr trotz Einschränkungen genießen und wie wurden sie angenommen?
Uta Donner: Unser großes Ziel war es, den Gästen trotz der umfangreichen Einschränkungen ein bisschen Normalität zu bieten. Wanderungen, Radtouren, Laufangebote – alles, was Aktivitäten im Freien waren, wurde dankbar angenommen. Selbst im Herbst konnten wir zu den Pilzwanderungen noch bis zu 29 Interessierte begrüßen. Darüber hinaus fanden Veranstaltungen im Haus des Gastes und auf der Kurbühne statt –
jedoch unter strengen Auflagen. So konnten im Saal nur maximal 82 Gäste begrüßt werden, wo sonst bis zu 200 Zuschauer Platz finden.

Im Jahr 2019 haben Sie bereits insektenfreundliche Blumenwiesen angelegt. Wie ist das Projekt angekommen und fand es 2020 eine Fortsetzung?
Uta Donner: Oh, ja. Nachdem die Wiesen 2019 schon ein großer Erfolg waren und viele Gäste ein Stück Urlaub in Form einer Saatgut-Tüte mit nach Hause nehmen konnten, entschlossen wir uns, 2020 weitere Flächen für insektenfreundliche Wiesen anzulegen. Doch damit nicht genug. In Zusammenarbeit mit der Mönchguter Imkerei (Familie Baumgarten) gaben wir drei Bienenvölkern in Baabe ein neues Zuhause. Seit April flogen die neuen Einwohner durch die Gärten und über die Wiesen in Baabe und sorgten für eine reiche Ernte bei den Hobbygärtnern. Der schmackhafte Baaber Bienenhonig wurde geerntet und kann von Gästen und Einheimischen exklusiv im Haus des Gastes erworben werden. Noch sind ein paar Gläser vorrätig.

Gibt es inzwischen Nachahmer aus anderen Gemeinden?
Uta Donner: Nach meinem Kenntnisstand gibt es keine Gemeinde, die sich des Themas so angenommen hat, aber es gibt einige Betriebe (Hotels und andere), die sich auf ihr Gelände oder sogar das Dach einige Bienenvölker gestellt haben.

Welche Zielgruppe war in diesem Jahr in Baabe am häufigsten vertreten?
Uta Donner: Wir hatten im Großen und Ganzen die gleichen Gäste wie in jedem Jahr. Hinzu kamen aber Gäste, die aufgrund der Reisebeschränkungen nicht in das Ausland konnten oder wollten. Diese Gäste verlebten dann zum Teil zum ersten Mal Urlaub im eigenen Land und waren nicht immer ganz so zufrieden, mit dem, was sie hier vorfanden. Urlaub auf Rügen bedeutet, selbst aktiv zu werden, um sich schöne Tage zu organisieren. Es gibt zwar unglaublich viele Angebote, aber man ist selbst gefordert, diese zu finden, zu buchen, bzw. teilzunehmen. Wer einen All-inklusive-Urlaub gewohnt ist, war mit dieser Situation nicht ganz glücklich.

Mit welchen Gäste-Fragen wurden Sie in diesem Jahr am häufigsten konfrontiert?
Uta Donner: Diese Frage müsste man natürlich den unermüdlichen Mitarbeitern in den Tourist-Informationen stellen, denen ich an dieser Stellen ganz herzlich für ihre Arbeit danken möchte. Aber aus Gesprächen weiß ich, dass alle Ausflugsangebote (Rasender Roland, Schiffstouren usw.) nachgefragt wurden und immer wieder die Frage nach Lokalen gestellt wurde, in denen man noch einen Tisch bekäme, bzw. wo man richtig gut Fisch essen könne.

Wie würden Sie die Vorzüge von Baabe beschreiben?
Uta Donner: Baabe ist ein kleines Ostseebad ohne viel Schnickschnack. In Baabe findet jeder eine Unterkunft nach seinen Bedürfnissen. Der Strand ist nie sehr weit weg und die kleine Ortsbahn fährt regelmäßig und als Elektrobahn auch sehr leise durch den gesamten Ort. Baabe ist familienfreundlich und auch für mobilitätseingeschränkte Menschen gut zu bewältigen. Die Lage zwischen Ostsee und Baaber Bek bzw. dem Bodden ist zwar nicht einmalig, aber in Baabe eben besonders schön. Vom Baaber Bollwerk aus lassen sich die schönsten Touren unternehmen – zu Fuß, auf dem Rad oder auch mit dem Boot. Und ein Alleinstellungsmerkmal haben wir doch: Wer gerne läuft, kann dienstags und/oder donnerstags mit mir die Umgebung im Laufschritt erkunden. Von Juni bis September durfte ich auch in diesem Jahr wieder zwischen einem und 13 Läufer begrüßen. So erlebt man Baabe und das Umland sehr intensiv.

Was würden Sie Gästen empfehlen, die das erste Mal in Baabe sind?
Uta Donner: Auf jeden Fall sollte jeder einmal vom Strand durch die Mittelpromenade zur Kirche geschlendert sein und von dort aus durch die Dorfstraße oder über den Deich zum Bollwerk Baabe gehen. Am Bollwerk angelangt laden Schiffe zu einem Ausflug auf dem Bodden ein. Oder man schnürt die Wanderstiefel und begibt sich auf eine ausgiebige Tour. Wer es nicht ganz so aktiv mag, nimmt das Schiff nach Lauterbach, steigt um in den Rasenden Roland und kommt mit der Kleinbahn zurück nach Baabe – eine herrliche Rundtour, auf der man Süd-Rügen ganz besonders intensiv entdecken kann. Und am Abend noch ein Strandspaziergang oder doch lieber ein Konzert an der Kurbühne? Meistens lässt sich beides miteinander kombinieren.

Warum lohnt es sich, Baabe auch im Winter zu besuchen?
Uta Donner: Weil man in Baabe wirklich zur Ruhe kommt! Das Meer ist immer da und man kann immer spazieren gehen – viel mehr braucht man doch gar nicht, um mal zu sich zu kommen.

Was nehmen Sie an Aufgaben mit in das neue Jahr?
Uta Donner: Ich möchte auch 2021 einen kleinen Betrieb leiten, in dem sich die Mitarbeiter wohl fühlen. Der Betrieb soll immer in der Lage sein, die anstehenden Aufgaben sehr gut zu erfüllen. Wir wollen für die Einwohner und Gäste Ansprechpartner sein, ihnen im Rahmen unserer Möglichkeiten helfen und den Ort voranbringen.

Welche Vorhaben möchten Sie gemeinsam mit Ihren Kollegen umsetzen?
Uta Donner: Zunächst hoffen wir, gemeinsam durch diese Krise zu kommen. Wir freuen uns auf ein neues Jahr mit vielen lieben Gästen und zufriedenen Vermietern. Im Betrieb wollen wir uns weiter für das Meer engagieren, die insektenfreundlichen Wiesen pflegen und den Umweltgedanken bei allen Vorhaben berücksichtigen. Darüber hinaus wollen wir unseren Kurpark ein wenig erweitern und einen Trimm-Dich-Pfad anlegen. Am Bollwerk soll ein Parkplatz errichtet werden, um der großen saisonalen Nachfrage nach Parkraum in diesem Bereich gerecht werden zu können.

Wie verbringen Sie Weihnachten und den Jahreswechsel?
Uta Donner: Um ganz ehrlich zu sein, kann ich es heute noch nicht genau sagen. Ich möchte meine Aktivitäten von der Situation abhängig machen. Wenn möglich, würde ich aber gern meine Familie und Freunde treffen.

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