Ein Rheinländer als Seeräuber

Seit über 300 Shows: Alexander Hanfland spielt bei Störtebeker den Goedeke Michels

Noch bis Anfang September findet in Ralswiek DAS Event auf einer der schönsten Freilichtbühnen Europas statt: die Störtebeker Festspiele. Schauspieler Alexander Hanfland spielt dort den Anführer und Freibeuter Goedeke Michels. Am 15. Juli hatte der gebürtige Kölner seine 300. Show auf Rügen. Am 20. August steht er sogar an seinem Geburtstag unter freiem Himmel im Rampenlicht. Mit ihm, seinem Freund Klaus Störtebeker und einer Piraten-Crew erleben die Zuschauer eine mittelalterliche Welt voller Abenteuer, Intrigen, Liebe und See-Schlachten. Wir trafen Alexander Hanfland kürzlich am frühen Vormittag im „Störti“ in Ralswiek.

Was gibt’s denn bei Piraten zum Frühstück?
Bier! (lacht) Naja, so im Halbscherz. Bier war früher ja tatsächlich Nahrungsmittel. Dazu Haferbrei, Haferbrei, Haferbrei. Und so ein richtiger Pirat brauchte natürlich Trockenfleisch, sein Rindfleisch. Gerade der Hauptmann hatte es da schon gut – für den wurde gesorgt.

Und was gibt es bei Alexander Hanfland privat? Sie kommen ja aus Köln…
Genau. Bei mir gibt’s dann zum Frühstück Kölsch. (lacht) Nein, bei mir gibt’s privat zum Frühstück tatsächlich auch Haferbrei – sprich Müsli. Dazu schwarzen Kaffee mit einem Schuss Wasser, um den schnell auf Betriebstemperatur zu bekommen.

Seit 2018 gehören Sie fest zur Störtebeker-Familie. Zur Spielzeit sind Sie daher fast vier Monate auf der Insel.
Ja, das ist schon eine lange Zeit. Und natürlich freue ich mich, nach so langer Zeit bald wieder nach Hause zu kommen. Aber jede Spielzeit ist neu, aufregend und hat ihren eigenen Zauber. Der Text zu jeder neuen Inszenierung ist anders, und gerade in diesem Jahr gab es einige neue Kollegen – sowohl im Schauspiel, als auch im Stunt-Team. Das ist schon alles sehr abenteuerlich, abwechslungsreich und macht mir viel Freude.

Vier Monate kein Festland – kein Rheinland. Und Ihre Familie?
Meine Frau und meine beiden Jungs kommen mich oft besuchen, dann meist gleich für mehrere Wochen.

So oft wie Sie auf der Insel sind, kennen Sie Rügen sicher in- und auswendig?
Nicht wirklich. Meine Frau kennt sich hier mittlerweile viel besser aus. Ich kann mich erinnern – gerade im ersten Jahr – da war alles noch so viel, groß und neu. Da gab es Kollegen, die sind um 11 Uhr an den Strand und waren 15 Uhr wieder da und standen dann abends auf der Bühne. Für mich war und ist das nicht denkbar: Erst Strand, die Sonne, ins Meer – womöglich noch Ball spielen. Nee! Ich mache morgens höchstens bissel Kraftsport, jogge gelegentlich, esse, schlafe. Ich spare meine Kraft auf Tag auf – für die Bühne am Abend. Für mich ist es so am ökonomischer. So schön die Insel auch ist – machen wir uns nichts vor – in erster Linie sind wir hier zum Arbeiten. Wenn es auch einer der schönsten Arbeitsplätze überhaupt ist – keine Frage.

Die Rolle des Goedeke Michels ist Ihnen wie auf den Leib geschrieben. Sie selbst brachten in einem Interview mal den Vergleich von „wie Arsch auf Eimer“.
Ja, das ist so. Ich kann mich als Schauspieler gut in die Rolle hinein versetzen. Goedeke würde unter Umständen erstmal draufhauen. Störtebeker ist eher Diplomat, kann mit Worten besser. Der Goedeke ist mir auf alle Fälle sehr symphatisch. Und das, was ich in der Rolle mit reinbringe, kommt auch gut an. Hoffe ich zumindest.

Mal ehrlich, bekommen Sie auch Liebesbriefe?
Fan-Post ja, Liebesbriefe eher nicht. Da ist keine Flirterei, oder so. Wobei der Frauenanteil bei den Followern, Freundschaftsanfragen und Kommentaren ganz klar höher ist. Aber ich bekomme auch durchaus von Männern Komplimente, die dann zum Beispiel auf Insta schreiben: ‚Hey, das war cool!‘ Es ist gut, wenn man als Schauspieler mit seiner Rolle möglichst viele anspricht. Als Seebär, den ich auf der Bühne gebe, hab ich zum einen diese harte Seite, bin aber auch in manchen Momenten völlig zerbröselt und bringe damit diese Sanftheit rein. Gerade in diesem Jahr, wenn Klaus gefangen genommen und geköpft wird – ist Goedeke am Boden zerstört.

Theater, Film, Fernsehen… Was ist Ihnen am liebsten?
Alexandra Kamp hat das mal ganz treffend gesagt: ‚Immer das, was ich im Moment mache.‘ Ich habe ja schon viel gedreht, zum Beispiel SOKO Köln oder „Ein Fall für Zwei“ in Frankfurt. Letztes Jahr habe ich in Prag gedreht. Aber Störtebeker sticht da schon heraus. Allein diese gigantisch große Freilichtbühne.

Diese Bühne ist wirklich groß…
Ja, das ist wie Sport, was wir da machen. Laufen, raufen, reiten, kämpfen …. alles in dicken, schweren Klamotten. Das kostet Energie. Und manchmal muss man schon die Zähne zusammen beißen. Wir hatten mal eine Vorstellung bei Regen – mein Umhang wog danach sicher acht Kilo mehr.

Sind Sie noch aufgeregt?
Ein wenig eigentlich immer. Sie müssen sich vorstellen, wir hatten Vorstellungen, da saßen 6400 Leute im Publikum. Wenn man da so von der Bühne reinguckt – das macht schon Eindruck. Und es gibt ja auch viele Faktoren, wie zum Beispiel mein Pferd. Ich kenne ‚Marshal‘ gut, aber es kann alles mögliche passieren. Toi, toi, toi – ich bin seit Jahren nicht mehr runtergefallen. Aber wenn, wäre es schon hoch.

Das Team vor und hinter den Kulissen bei Störtebeker ist riesig. Gibt es ein Motto, mit dem Sie persönlich diese Festspiele beschreiben würden?
Es gibt tatsächlich Parallelen zum Fußball. Dort wie hier gilt: Team, Team, Team!
Oder wir haben auch so einen Spruch am Theater, der lautet: ‚Die anderen spielen den König!‘ Genau das ist es. Nur so kann etwas Gutes gelingen. Und hier in Ralswiek gelingt es seit Jahrzehnten. Ich bin echt dankbar und glücklich, dabei zu sein.

Interview: Ina Schwarz

Störtebeker Festspiele 2024
„Hamburg 1401“
Montag – Samstag 20 Uhr
Naturbühne Ralswiek
Tickethotline 03838 – 31 100
www.stoertebeker.de

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