Dem Strandhafer wird auch an der Ostsee zur Stabilisierung der Sanddünen viel Raum zur Ausbreitung gegeben | Foto: KlausM – pixelio.de

Der Strandhafer sorgt für stabile Dünen

Die Pionierpflanze und ihr ausgeprägtes Wurzelwerk zwingen den Weißsand zum Absetzen

Der Gewöhnliche Strandhafer (Ammophila arenaria) – auch als Gemeiner Strandhafer, Sandrohr, Sandhalm, Seehafer oder Helm (niederdeutsch) bezeichnet – zählt zur Familie der Süßgräser (Poaceae). Sein wissenschaftlicher Name bedeutet übersetzt „Sandiger Sandfreund“. Oft steht er zusammen mit dem Strandroggen (Leymus arenarius) in den Grau- und Weißdünen an Nord- und Ostsee und bildet deren typischen Bewuchs. Der Strandroggen, im Volksmund auch: „blauer Helm“, kann sich zumeist jedoch nur mäßig gegen den dominanten Strandhafer durchsetzen und ist daher etwas seltener. Erkennungsmerkmal sind seine größeren, bis 30 Zentimeter langen, sehr groben Ähren sowie relativ derbe, feste Blätter in bläulicher Färbung, was ihn deutlich vom schmaleren, grünen Strandhafer unterscheidet.
Ursprünglich ist letztere Pionierpflanze eine europäische und nordafrikanische, wo sie an allen Küsten Nordwesteuropas und des Mittelmeerraums vorkommt. Strandhafer ist ein grün überwinterndes, kräftiges, bis zu 1,20 Meter aufrecht wachsendes Gras. Er ist ein Rhizomgeophyt und bildet Horste, welche durch reich verzweigte horizontale und vertikale unterirdische Triebe dichten Rasen entwickeln können. Die oberirdischen 30 bis 60 Zentimeter langen, steifen, blaugrünen Blätter sind meist eingerollt und besitzen einen Durchmesser von etwa 1 bis 3 Millimeter. Ausgebreitet erreichen sie 4 bis 6 Millimeter Breite, sind zugespitzt, glatt und kahl, aber auf der Oberseite entlang der Blattadern fein behaart. Der Blütenstand des Strandhafers zeigt eine kompakte, fuchsschwanzähnliche, bis zu 15 Zentimeter lange Rispe. Alle Spelzen sind lanzettlich zugespitzt, mehradrig und tragen an der Basis 3 bis 5 Millimeter lange Haare. Kurz unter dem Spelzenrand läuft die Mittelader in eine abstehende Grannenspitze aus. Der Strandhafer blüht von Juni bis Juli. Seine Früchte (Karyopsen) sind 3 bis 3,5 Millimeter lang.

Gewöhnlicher Strandhafer bevorzugt als Volllichtpflanze ozeanisches Klima in Meeresnähe und wächst nur an voll besonnten Standorten auf Substraten, die weniger als ein Prozent Kochsalz aufweisen. Sein Wuchsort darf nicht vom Seewasser erreicht werden und ist auf regelmäßige Übersandung angewiesen. Der angewehte Sand wird durch Niederschläge entsalzt und hat einen mäßig stickstoffversorgenden Düngeeffekt. An die durch Wind bedingte physiologische Trockenheit, den stark niederschlagdurchlässigen Boden sowie wehende scharfkantige Sandkörner ist er durch den skleromorphen, harten Blätterbau mittels dicker Kutikula und Epidermis plus stark reflektierender Blattunterseiten perfekt gegen Wasserverlust angepasst.
Strandhafer und Strandroggen sind Dünenbildner-Pflanzen und werden daher in erster Linie für den Insel- und Küstenschutz vor Sturmfluten, als Erosionsschutz zur Befestigung von Randdünen, seltener auch auf Binnendünen und Flugsandfeldern, angepflanzt. Eine Generation kann bis zu 100 Jahre alt werden. Die harten Halme und breiten Rollblätter fangen oberirdisch den Flugsand und unterirdisch sorgt ein sehr umfangreiches Wurzelwerk für die nötige Stabilität und Wasserversorgung. So wird die Kraft des Windes gebrochen, zwingt den verwehten Sand zum Absetzen und bindet ihn.
Werden die Pflanzen nach Sturm verschüttet, reagieren sie mit einem kurzzeitigen, extremen Längenwachstum, sich vegetativ aus den Rhizomfragmenten regenerierend. In der neuen Sandschicht bilden sich zusätzliche Wurzelausläufer, Stockwerk um Stockwerk werden die Weißdünen so einen Meter pro Jahr in bis zu mögliche 25 Meter Höhe aufgebaut. Eine einzelne Pflanze kann einen Radius von fünf Metern in mehreren Etagen durchwurzeln und einschließlich der Feinwurzeln mehrere Kilometer Länge erreichen.

Aus diesem Grund ist das Betreten von Schutzdünen generell überall untersagt, denn dadurch werden die empfindlichen Keimlinge geschädigt und auch ausgewachsene Pflanzen niedergetreten. So kann der Wind ungehindert Sand verwehen, was schmale Rinnen zu metertiefen Schluchten werden lässt, die ganze Dünen in Wehbewegung bringen und schließlich deren Schutzfunktion ausschaltet.

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