Strandstimmung während der Mittsommernacht auf Rügen: 17-Stunden-Tage und Nächte, in denen es kaum dunkel wird | Foto: ´kri_pixelio.de

Die kürzeste Nacht des Jahres

Auch auf der Insel Rügen wird die Sommersonnenwende mit Festen begangen

Im Juni, wenn der Frühsommer seine Hochphase erreicht, sind die Nächte in unseren Breitengraden kaum noch vorhanden. Dann macht die natürliche Ekliptik („Lauf der Sonne“) die Nacht auf Rügen zum Tag, selbst um Mitternacht leuchtet es noch silbern am Horizont über der Ostsee. Zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang liegen nur etwa sieben Stunden – eine magische Zeit.
Nach den Erfahrungen der letzten Jahre lädt die zumeist warme Witterung gerade jetzt dazu ein, die lauen Abende im Freien zu verbringen. Bei den Einheimischen war und ist dies bereits immer ein Muss, denn der Sommer an der Ostsee ist nicht allzu lang. Genau in diesen Zeitraum fällt auch die Sommersonnenwende. Sie ist auf der Insel Rügen bis heute Anlass für Feste unter freiem Himmel, um die wunderschöne Natur zu genießen.
Doch was hat es mit der Sonnenwende überhaupt auf sich? Ein Solstitium („Sonnenstillstand“) gibt es zweimal im Jahreslauf. Dann erreicht die Sonne in den geographischen Breiten außerhalb der Tropen ihren niedrigsten oder höchsten mittäglichen Stand. Auf der nördlichen Halbkugel der Erde geschieht dies am 21. oder 22. Dezember (Wintersonnenwende) und am 20., 21. oder 22. Juni (Sommersonnenwende). Auf der südlichen Erdhalbkugel ist es genau umgekehrt.
Im Lauf eines tropischen Jahres steht die Sonne zu einer Sonnenwende also im größten Abstand nördlich oder südlich des Himmelsäquators. Nach Passieren des Sommer- oder Winter-Umkehrpunkts nähert sich ihre scheinbare Bewegung entlang der Ekliptik dem Himmelsäquator erneut an. Zusammen mit den Äquinoktien („Tagundnachtgleiche“) bestimmen die beiden Solstitien („Sonnenwenden“) die astronomischen Jahreszeiten.
Seit Menschengedenken werden die kürzesten und längsten Tage des Jahres mit zahlreichen Bräuchen begangen. Bei den heidnischen Kelten und Germanen war die Sonnenwende ein Jahreslaufhöhepunkt mit Fruchtbarkeitsfesten. Später galt dieser Tag als sagenumwoben und geheimnisvoll, Hexen und Dämonen seien los, aus Höhlen ließen sich verborgene Schätze heben, aus Bächen und Seen wäre der Klang versunkener Glocken zu hören. Aufgrund der milden Sommernächte entwickelten sich aus Abwehrzaubern gegen das Böse jedoch heitere Volksfeste, die man mithilfe von Feuer und Wasser beging. Die Christianisierung versuchte, diese abzuschaffen, was allerdings nicht gelang. Gemäß des Julianischen Kalenders wurde die Sommersonnenwende in früherer Zeiten am 24. Juni und nicht am 21. Juni nach dem heute gebräuchlichen Gregorianischen Kalender gefeiert. Schließlich legte die katholische Kirche den 24. Juni als christlichen Johannistag (Geburtstag Johannes des Täufers) fest und übernahm zahlreiche Bräuche. Das Feuer stand nun für Jesus Christus, am Abend der Johannisnacht gab es ein Feuerspringen auf dem Dorfplatz und Johannisfeuer auf Anhöhen oder am Wasser. Die Tradition der Zusammenlegung beider Feste existiert noch heute.
Auch in den Rügen-Sagen haben die Mittsommerbräuche Eingang gefunden. Zum Beispiel kann Prinzessin Svanvithe, die in der Mittsommernacht in den unterirdischen Saal unter dem Garzer Burgwall gelangt, zusammen mit einem Goldschatz nur in der Johannisnacht erlöst werden. In dieser läuten auch hier die Glocken versunkener Kirchen. Alle sieben Jahre am Morgen des Johannitags hingegen erscheint die Jungfrau am Waschstein bei Stubbenkammer in der Hoffnung, endlich erlöst zu werden.
Wenn also diese dem skandinavischen „Midsommar“ ähnliche Zeit rund um den längsten Tag des Jahres auf Rügen anbricht, wird die Sommersonnenwende vielerorts ausgelassen gefeiert. So gibt es ein Mittsommerfest am stimmungsvollen Lagerfeuer im Leuchtturmwärter-Garten am Kap Arkona, auf dem Sommersonnenwende-Fest in Breege-Juliusruh tanzt man zur Musik auf der Bühne am Kurpark und das Naturerbe Zentrum Rügen lädt zum kulinarischen Abend bei Sonnenuntergang auf den Baumwipfelpfad. Ab Binz geht es zu einer Mondscheinwanderung zum Jagdschloss Granitz oder ab Sellin auf eine Nachtwanderung zum Schwarzen See. Verschiedene Bauernhöfe bieten Grillbüffetts und einige Gemeinden feiern mit dem Schmücken eines Mittsommerbaums, Tanz und kulinarischem Angebot.

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