Starenmännchen auf Zweig Das prächtige Starenmännchen im schillernden Federkleid auf einem Zweig | Foto: Marc Scharping, NABU

Imitationstalent und Formationskünstler

Der Star ist „Vogel des Jahres 2018“ weil die Bestände zurückgehen

Vögel benötigen jederzeit Schutz, nicht nur dann, wenn sie zum „Vogel des Jahres“ gekürt wurden. Doch diese Aktion von NABU und LBV (Landesbund für Vogelschutz in Bayern) schafft große Aufmerksamkeit für den jeweils ausgewählten Vogel und die Notwendigkeit von Naturschutz im Allgemeinen. Seit 1971 küren die beiden Verbände gemeinsam den Vogel des Jahres. Inzwischen hat die Aktion vom Baum bis zum Höhlentier des Jahres zahlreiche Nachahmer gefunden. Der aktuelle Vogel des Jahres ist der Star. Er ist kein Allerweltsvogel, auch wenn das im öffentlichen Bewusstsein so verankert ist. Der Star ist den Menschen vertraut und auch recht weit verbreitet. Doch seine Präsenz in unserem Alltag täuscht, denn tatsächlich nimmt der Starenbestand ab.

Der unscheinbare Star hat herausragende Talente: Er kann andere Vögel und Umgebungsgeräusche perfekt nachahmen und in seinen Gesang einbauen. Zu hören sind dann sogar Handyklingeltöne, Hundebellen oder Alarmanlagen. Zum „Star“ unter den Vögeln wird er auch durch seine atemberaubenden Schwarmformationen, bei denen hunderttausende Individuen perfekt aufeinander abgestimmt durch die Lüfte gleiten.

„Sturnus vulgaris“, so sein lateinischer Name, ist eng mit unserem Leben verbunden – sowohl in der Vergangenheit als auch heute noch. Schon sein wissenschaftlicher Namensteil „vulgaris“ verrät, dass weit verbreitet war und als gewöhnlich eingestuft wurde. Tatsächlich ist der dunkel gefiederte, mittelgroße Star erst bei genauerem Hinsehen eine Attraktion. Zur Brutzeit schillert sein Federkleid in verschiedenen Nuancen. Im Spätsommer kündigen die großen, spektakulären Starenschwärme den nahenden Herbst und baldigen Vogelzug an. Er ist uns vertraut aus den Parks und Gärten, wenn er auf Nahrungssuche über den Rasen flitzt oder sich am Kirschbaum gütlich tut. Wo der Star sein Zuhause hat, belustigt er uns mit seinem „schrägen“ Gesang.

Der Star ist ein Paradebeispiel dafür, wie es um unsere eigentlich häufigen Vogelarten steht. Noch zählt er mit seinen durchschnittlich 3,65 Millionen Brutpaaren zu den häufigsten Vogelarten in Deutschland und Europa, doch spätestens seit der Jahrtausendwende gehen die Bestände unseres Jahresvogels zurück. Denn seine bevorzugten Lebensräume wie Weiden, Wiesen und Felder mit Alleen und Waldrändern werden immer intensiver genutzt. Er benötigt Baumhöhlen zum Brüten und Nahrungsflächen mit kurzer Vegetation, wo er Würmer und Insekten findet. Doch Hecken und Feldgehölze „stören“ eher beim intensiven Anbau von Getreide und Energiepflanzen in Monokulturen. Auch die zunehmende Haltung von Nutztieren in abgeriegelten Riesenställen setzt dem Star zu. Grasen Tiere nicht auf der Weide und hinterlassen ihren Mist, bleibt mit den angelockten Insekten ein wichtiges Nahrungsmittel aus.

Parallel zur Verstädterung Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich der Star auch im urbanen Raum an den Menschen angepasst. Heute stellen Parks und Friedhöfe mit ihren zum Teil alten und höhlenreichen Bäumen sowie den kurzrasigen Wiesen wichtige Ersatzlebensräume dar. Auch an Gebäuden nutzt unser Jahresvogel Hohlräume zum Brüten. Jeder Garten- oder Hausbesitzer kann der Wohnungsnot des Stars mit einem Nistkasten begegnen. Gärtnern ohne Pflanzenschutzmittel und Insektizide sowie Beeren tragende Gehölze verhelfen dem Star zu ausreichend Nahrung.

Was im Kleinen gelingt, sollte auch im Großen möglich sein. Die Politik, Verbände wie der NABU und LBV, aber auch jeder einzelne Lebensmittelkonsument können bestimmen, wie vielfältig unsere Kulturlandschaft aussieht. Eine strukturbereichernde und ökologische Landwirtschaft mit artgerechter Tierhaltung hilft dem Star und vielen anderen Vögeln.

Weitere Informationen:
www.nabu.de

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